Wachsende Weltbevölkerung Streit zwischen UN und USA
23.07.2002, 09:14 UhrEigentlich herrscht Einigkeit über das Ziel: Angesichts immer knapperer Ressourcen muss der Anstieg der Weltbevölkerung gebremst werden. Streit gibt es allerdings über die Mittel. US-Konservative werfen dem Bevölkerungsprogramm der Vereinten Nationen (UNFPA) vor, Abtreibungen und Zwangssterilisationen in China zu tolerieren.
Die Regierung von Präsident George W. Bush gab dem Druck der Konservativen nach. Eine bereits zugesagte Summe von 34 Mio. US-Dollar für das UN-Bevölkerungsprogramm wird nicht überwiesen. Die Vereinten Nationen reagierten verärgert. UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärte, das Bevölkerungsprogramm leiste wichtige Arbeit. Zudem hätten die UN klar gestellt, dass es keine Abtreibungen propagiere, sagte Annan am Montag.
"Frauen und Kinder werden sterben"
UNFPA-Direktorin Thoraya Obaid warf die Frage auf, warum die US-Regierung die Unterstützung generell einstelle. In der Vergangenheit hatte das Bevölkerungsprogramm zugesichert, das US-Geld nicht in China auszugeben. "Frauen und Kinder werden wegen dieser Entscheidung sterben", sagte die Saudi-Arabierin.
Auch bei liberalen US-Politikern rief die Entscheidung, die bislang sorgsam geheim gehalten wurde, Empörung hervor. Die demokratische Abgeordnete Nita Lowey erklärte, der Regierung sei offenbar kein Preis zu hoch, um sich Parteifreunden erkenntlich zu zeigen.
Das UN-Programm hilft vor allem Ländern der so genannten Dritten Welt in der Gesundheitsvorsorge, bei Familien- und Bevölkerungsplanung. Das US-Geld macht zwölf Prozent des UNFPA-Haushalts aus. Die UN würden sich nun nach anderen Spendern umschauen, die für die USA einspringen könnten, erklärte Annan.
Die USA wollen das einbehaltene Geld nun für Gesundheitsprogramme der US-Agentur für Internationale Zusammenarbeit verwenden, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher. Präsident Bush habe die Entscheidung mitgetragen, hieß es. Wie von Mitarbeitern des Weißen Hauses zu erfahren war, übten konservative Kreise in den vergangenen Monaten Druck auf Bush aus.
Quelle: ntv.de