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SPD fordert erneuten Geldregen Studie lobt Kinderbonus-"Wumms"

Geld für Familien fließt oft direkt zurück in die Wirtschaft.

Geld für Familien fließt oft direkt zurück in die Wirtschaft.

(Foto: picture alliance / Fotostand)

300 Euro pro Kind für Familien mit niedrigem und mittleren Einkommen: Der Kinderbonus soll im Jahr 2020 Corona-geplagte Familien entlasten. Die SPD will das Extrageld erneut zahlen. Eine Umfrage scheint den Sozialdemokraten Recht zu geben.

Der einmalige Kinderbonus hat im vergangenen Jahr mehr zur Konjunkturbelebung beigetragen als die befristete Senkung der Mehrwertsteuer. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Bundesregierung hat mit diesen Maßnahmen im vergangenen Jahr der Wirtschaft einen "Wumms" geben wollen, um einen massiven Einbruch durch die Corona-Pandemie abzufedern. Die SPD will in dem am Mittwochabend tagenden Koalitionsausschuss einen erneuten Kinderbonus für 2020 durchsetzen.

Der Effekt pro eingesetztem Euro aus öffentlichen Mitteln sei rund doppelt so groß wie derjenige der Mehrwertsteuersenkung, berichtet das IMK. Zudem fielen die Verteilungseffekte des Kinderbonus nach der neuen Studie deutlich günstiger aus als die der Steuersenkung. Denn die Einmalzahlung habe zielgerichtet Haushalte mit Kindern und niedrigen bis mittleren Einkommen erreicht, die im Zuge der Pandemie besonders häufig mit zusätzlichen Ausgaben konfrontiert waren. Dagegen nutzten vor allem Haushalte mit höheren Einkommen die Gelegenheit, durch die Mehrwertsteuersenkung Anschaffungen zu niedrigeren Preisen vorzuziehen.

Kinderbonus oft sofort ausgegeben

"Die Bundesregierung hat im Frühsommer 2020 absolut richtig entschieden, viel Geld in die Hand zu nehmen, um die Konsumnachfrage in der akuten Krise zu beleben und damit den Absturz der deutschen Wirtschaft abzufangen", lobte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. "Unsere Analyse liefert nun starke Indizien dafür, dass der Kinderbonus im Verhältnis zum eingesetzten Steuergeld weitaus mehr 'Wumms' gebracht hat als die zeitweilige Senkung der Mehrwertsteuer."

Denn von den für den Bonus ausgezahlten Mitteln dürften knapp zwei Drittel für zusätzlichen Konsum genutzt worden sein, gut die Hälfte seien sogar schon kurz nach der Auszahlung ausgegeben worden. Außerdem wirke der Kinderbonus der Ungleichheit der Einkommen, die 2020 zugenommen haben dürfte, eindeutig entgegen. Bei der Mehrwertsteuersenkung sei dies eher weniger der Fall gewesen, so Dullien mit Blick auf die Umfrage unter 6100 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden.

Niedrige Preise führen kaum zu mehr Konsum

Die IMK-Forscher empfehlen der Bundesregierung, bei künftigen Konjunkturprogrammen einen größeren Anteil der eingesetzten Mittel für Direktzahlungen zu verwenden und auf vorübergehende Mehrwertsteuersenkungen zu verzichten. Denn bei der befristeten Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent im zweiten Halbjahr hätten zwar deutlich mehr Befragte Preissenkungen durch die Mehrwertsteuerreduzierung wahrgenommen. Doch für 79 Prozent der Befragten hatte die Mehrwertsteuersenkung keine Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Lediglich etwa 16 Prozent gaben im November an, sie hätten für später geplante Anschaffungen vorgezogen.

Der Umfrage zufolge nutzten Menschen mit höherem Einkommen spürbar häufiger den Steuerrabatt. Lediglich 11 Prozent der Befragten aus Haushalten mit niedrigen Einkommen unter 1500 Euro netto monatlich berichteten von Anschaffungen, die sie sonst erst zu einem späteren Zeitpunkt getätigt hätten. Dagegen waren es fast 20 Prozent der Befragten mit mindestens 4500 Euro monatlichem Netto-Haushaltseinkommen, die Anschaffungen vorzogen.

Beim Kinderbonus haben hingegen 50 Prozent aller Haushalte mit Kindern die Einmalzahlung sofort ausgegeben. Damit falle die Konsumwirkung des Kinderbonus je Euro rund doppelt so hoch aus wie bei der Mehrwertsteuersenkung, erklärten die IMK-Ökonomen. Besonders hoch ist die beobachtete Ausgabeneigung mit mehr als 80 Prozent vom ausgezahlten Betrag bei kindergeldberechtigten Haushalten, die niedrige Einkommen unter 1500 Euro netto haben.

Quelle: ntv.de, shu/DJ

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