Gesundheitsgefahren durch Genmais Studie schreckt Politik auf
20.09.2012, 16:24 Uhr
Gentechnisch veränderte Maispflanzen auf einem Monsanto-Versuchsfeld nahe dem brandenburgischen Bad Freienwalde.
(Foto: dpa)
Eine Studie über schwerkranke Ratten nach der Fütterung von Genmais sorgt für Aufsehen. Die französische Regierung lässt die alarmierenden Ergebnisse prüfen. Sollten sie sich bestätigen will Paris zügig ein Verbot gentechnisch veränderter Lebensmittel durchsetzen.
Nach einer alarmierenden Studie über krankmachenden Genmais bei Ratten erwägt die französische Regierung ein Verbot des Lebensmittels. Sollten sich die gesundheitlichen Gefahren bestätigen, werde sich Frankreich auf europäischer Ebene für ein Verbot dieser genveränderten Pflanzen einsetzen, sagte Premierminister Jean-Marc Ayrault.
Nach Veröffentlichung der Studie habe man sofort die französischen und die europäischen Behörden für Lebensmittelsicherheit angerufen, sagte der sozialistische Regierungschef. Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium lässt die französische Studie laut einer Sprecherin derzeit prüfen.
Ein Sprecher von Monsanto Deutschland sagte, man werde diese Studie eingehend prüfen. Danach "werden wir die Erkenntnisse öffentlich kommentieren." Der Mais ist in Europa zugelassen, wird nach Expertenangaben von der europäischen Lebensmittelindustrie jedoch gemieden, weil die genetische Veränderung extra ausgewiesen werden muss.
. Daraufhin haben die Tiere Tumore, Leber- und Nierenschäden entwickelt und starben früher als die einer Vergleichsgruppe, die keinen genveränderten Mais gefressen hatten.
Dringender Gesprächsbedarf
Der baden-württembergische Verbraucherminister und Vorsitzender der Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern, Alexander Bonde (Grüne), möchte das Thema auf der Agrarministerkonferenz in der kommenden Woche auf die Tagesordnung setzen und mögliche Konsequenzen diskutieren. Der Bundestagsabgeordnete Harald Ebner (Grüne) rief Bundesernährungsministerin Ilse Aigner (CSU) dazu auf, von der EU-Kommission einen Importstopp für den Genmais NK603 zu verlangen. Falls die EU nicht reagiere, solle Aigner einen nationalen Importstopp umsetzen. "Bereits 2009 haben Untersuchungen auf Nieren- und Leberschäden durch Gen-Mais NK 603 hingewiesen."
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im französischen Senat, Jean-Vincent Placé, will im Oktober einen Gesetzesvorschlag einbringen, um die Unabhängigkeit von Studien über die gesundheitlichen Folgen von Genpflanzen zu stärken. Es sei ja bekannt, dass die Nahrungsmittelindustrie und der Agrarkonzern Monsanto Studien selbst finanzierten, sagte er im Rundfunksender France Info. Das Pariser Landwirtschaftsministerium will notfalls auch einen Importstopp prüfen, bis der Mais genauer untersucht sei.
Nach Auskunft der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA ist die Mais-Sorte NK 603 in der EU nicht zum Anbau, aber als Rohstoff zur Verarbeitung unter anderem in der Lebensmittelindustrie zugelassen. Zu der Studie wollten die Behörde zunächst jedoch nichts sagen, weil sie noch geprüft werde. Auch deutsche Behörden, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), wollten sich vor einer genauen Analyse der Genmais-Studie nicht dazu äußern.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP