Nordkorea entwickelt Mini-U-Boot Süden macht Inseln zu Festungen
07.12.2010, 10:46 UhrChina warnt davor, dass die Lage auf der koreanischen Halbinsel außer Kontrolle geraten könnte. Derweil sorgt sich Südkorea um seine Sicherheit. Der Grund dafür sind kleine, wendige U-Boote, die Nordkorea entwickelt haben soll. Deren Torpedos könnten eine Bedrohung für südkoreanische Kriegsschiffe darstellen.
Angesichts der Spannungen mit Nordkorea will Südkoreas Präsident Lee Myung Bak die Inseln des Landes entlang der Grenzlinie im Gelben Meer zu Festungen aufrüsten. Lee habe entsprechende Anweisungen bei einem Kabinettstreffen gegeben, teilte eine Sprecherin des Präsidialamts in Seoul mit.
Die Instruktionen gab Lee zwei Wochen nach dem Artillerieangriff aus Nordkorea auf die bewohnte südkoreanische Insel Yonpyong. Vier Menschen wurden dabei getötet. Südkoreas Militär befürchtet, dass eine der fünf Inseln nahe der umstrittenen Seegrenze Ziel eines neuen Angriffs werden könnte.
Die Ministerien sollten dafür sorgen, dass die betroffenen Inseln "stufenweise zu militärischen Festungen" ausgebaut würden, wurde Lee zitiert. Zugleich sollen die Behörden auch Arbeitsplätze für die Inselbewohner schaffen, so dass sie dort bleiben könnten. Die meisten der mehr als 1300 Einwohner von Yonpyong waren nach dem Granatenbeschuss zunächst ans Festland gebracht worden.
Demonstration der Macht
Lees Bemerkungen erfolgten vor dem Besuch des Stabschefs der US-Armee, Admiral Mike Mullen, in Südkorea. Man wolle "die Stärke der amerikanisch-südkoreanischen Allianz demonstrieren", hatte es aus dem Pentagon geheißen. Am Mittwoch ist ein Treffen Mullens mit seinem südkoreanischen Kollegen Han Min Koo geplant. Dabei sollen nach Angaben des südkoreanischen Militärs auch die mögliche Absicht hinter den nordkoreanischen Provokationen ausgelotet und Maßnahmen gegen weitere provokative Aktionen erörtert werden.
Nordkorea soll kleine mit Torpedos bestückte U-Boote entwickelt haben. Das berichten südkoreanische Medien. Die Zeitung "JoongAng Ilbo" veröffentlichte Satellitenbilder eines nordkoreanischen Marinestützpunktes in der südwestlichen Stadt Nampo. Darauf soll ein 17 Meter langes U-Boot zu sehen sein, auf dem eine Art Röhre aufgesetzt ist. "Wir haben daraus geschlossen, dass es ein Torpedorohr ist", zitierte die Zeitung aus südkoreanischen Geheimdienstkreisen.
Dem Bericht zufolge ist das Mini-U-Boot vom Typ Daedong-B schneller und wendiger als große U-Boote. Es sei außerdem schwerer von Radarsystemen zu orten. Südkorea hatte Nordkorea vorgeworfen, Ende März im Gelben Meer eines seiner Kriegsschiffe versenkt zu haben. Bei dem Untergang der "Cheonan" waren 46 Menschen ums Leben gekommen. Ein internationales Ermittlungsteam kam am Donnerstag zu dem Schluss, dass die Beweise für einen nordkoreanischen Torpedoangriff "überwältigend" seien. Nordkorea bestreitet die Vorwürfe.
USA schmieden Anti-China-Block
Derweil wächst der diplomatische Druck in der Korea-Krise: Bei einem Dreier-Treffen in Washington riefen die Außenminister Südkoreas, Japans und der USA Pjöngjang auf, einen ersten Schritt zu tun. Außerdem dürfe Peking sich aus dem Konflikt nicht heraushalten.
US-Außenministerin Hillary Clinton und die südkoreanischen und japanischen Kollegen, Kim Sung Hwan und Seiji Maehara, waren sich bei dem Treffen in Washington einig: Schuld trage allein Nordkorea. Pjöngjangs "provokatives und kriegerisches Verhalten gefährdet Frieden und Stabilität", sagte Clinton. Nordkorea müsse ernsthaft unter Beweis stellen, dass es "die Provokationen beenden will". Die Minister hielten eine Schweigeminute zum Gedenken an vier Südkoreaner ab, die beim nordkoreanischen Artilleriebeschuss einer zum Süden gehörenden Insel vor zwei Wochen ums Leben kamen.
Unterdessen ist der Stabschef der US-Armee, Admiral Mike Mullen, überraschend zu einem Besuch nach Seoul aufgewbrochen. Man wolle "die Stärke der amerikanisch-südkoreanischen Allianz demonstrieren", wie das Pentagon bekanntgab. Ausdrücklich warnt das US-Verteidigungsministerium: "Niemand sollte unsere Entschlossenheit falsch einschätzen."
Parallel dazu machte US-Präsident Barack Obama demonstrativ Druck auf China. In einem Telefongespräch mit Staats- und Parteichef Hu Jintao rief er Peking auf, Nordkorea zur Vernunft zu bringen. Er forderte von Peking "eine klare Botschaft an Nordkorea, dass die Provokationen inakzeptabel sind". Nach Angaben der "Washington Post" wollen die USA ihre Beziehungen zu Seoul und Tokio "neu definieren", um einen möglichen "Anti-China-Block in Nordostasien zu schaffen, den sie Regierungsbeamten zufolge nicht wollen, aber vielleicht brauchen".
Chinas Staatschef Hu warnte in dem Telefonat mit Obama, die Krise könnte außer Kontrolle geraten. Er verlangte eine "ruhige und vernünftige Reaktion von allen Seiten".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP