Politik

Daxenbergers Werdegang "Super-Sepp" ärgerte die CSU

Sepp Daxenberger war eine der schillerndsten Figuren der Grünen - und eine der erfolgreichsten. 1996 warf er die CSU aus dem Waginger Rathaus, das Ende der absoluten Mehrheit der Christsozialen im schwarzen Bayern war auch sein Verdienst. Doch selbst seine politischen Gegner zollen ihm nach seinem dramatischen Tod Respekt.

Ein Urbayer durch und durch - bis auf die Parteizugehörigkeit: Sepp Daxenberger.

Ein Urbayer durch und durch - bis auf die Parteizugehörigkeit: Sepp Daxenberger.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Kampf des Grünen-Politikers Sepp Daxenberger gegen den Krebs hatte Politiker aller Parteien in Bayern in den vergangenen Jahren bewegt, der Tod des 48-Jährigen sorgte für allgemeine Bestürzung: Nur drei Tage nach seiner ebenfalls an Krebs erkrankten Frau Gertraud erlag auch Daxenberger seiner Krankheit. Das Krebs-Drama bedeutet für die Grünen in Bayern einen tiefen Einschnitt. Biobauer Daxenberger machte die Grünen im zweitgrößten Bundesland auch für traditionell zur CSU neigende ländliche Wählerschichten wählbar. Als Spitzenkandidat verhalf er seiner Partei 2008 zum besten Ergebnis bei einer Landtagswahl im Freistaat.

Tief bewegt tritt die Landesvorsitzende der Grünen, Theresa Schopper, mit der Todesnachricht vor die Presse.

Tief bewegt tritt die Landesvorsitzende der Grünen, Theresa Schopper, mit der Todesnachricht vor die Presse.

(Foto: dpa)

Wie viel Ansehen sich Daxenberger in seinem fast 30-jährigen Engagement für die Grünen erarbeitet hat, zeigte Ministerpräsident Horst Seehofer mit seiner Würdigung des Verstorbenen. "Sepp Daxenberger war eine Persönlichkeit, wie sie typischer für unser Land nicht sein könnte. Selbstbewusst, kantig, willensstark und dabei erfüllt von einer tiefen Liebe zu seiner oberbayerischen Heimat", erklärte der Vorsitzende der CSU, die ansonsten alles Bayerische für sich reklamiert. Auch SPD, FDP und Freie Wähler veröffentlichten Trauerbekundungen, die über das für konkurrierende Parteien übliche Maß hinaus Anerkennung und Respekt bezeugten.

Erster grüner Bürgermeister in Bayern

Der gelernte Schmied, der als junger Mann den elterlichen Bauernhof in Waging am See übernahm und als Biobauernhof führte, hat in Bayern kommunalpolitische Geschichte geschrieben: 1996 gelang es ihm, von der CSU das Waginger Rathaus zu erobern und zum ersten hauptamtlichen grünen Bürgermeister im Freistaat gewählt zu werden. Die Leute in Waging kannten und mochten ihren Sepp, sei es aus der Freiwilligen Feuerwehr oder vom sonntäglichen Kirchgang.

2003 wurde Daxenberger mit 76 Prozent Zustimmung wiedergewählt, 2008 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur: Er wollte als damaliger Landesvorsitzender der Grünen in den Landtag zurückkehren. Untypischerweise verzichteten die Grünen im damaligen Wahlkampf auf eine Doppelspitze aus Mann und Frau und setzten gegen Günther Beckstein und Erwin Huber von der CSU nur auf "Super-Sepp", wie sie ihren Spitzenkandidaten in Kinospots nannten. Die Kampagne zog: Mit 9,4 Prozent holten die Grünen ihr bestes Ergebnis in Bayern, die CSU verlor nach Jahrzehnten die absolute Mehrheit.

Immer neue Rückschläge

Deutlich von der Krankheit gezeichnet, dachte Daxenberger noch an die nächsten Kommunalwahlen.

Deutlich von der Krankheit gezeichnet, dachte Daxenberger noch an die nächsten Kommunalwahlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schon damals musste sich Daxenberger immer wieder Krebstherapien unterziehen, er litt an einer seltenen Form von Blutkrebs. Zwar half ihm lange sein Motto: "Wer in Bayern die CSU besiegt hat, gibt den Kampf gegen den Krebs nicht auf." Doch Daxenberger erlitt immer neue gesundheitliche Rückschläge - zuletzt erlitt er auch einen Schlaganfall - und musste im Juni den Fraktionsvorsitz aufgeben.

Dennoch hegte Daxenberger Zukunftspläne. Erst kürzlich nannte er im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" die Kommunalwahlen in vier Jahren als Ziel. Sein Krebs sei nicht aggressiv, "man stirbt nicht schnell, aber die Lebensqualität sinkt kontinuierlich, weil die Knochen porös werden und die Schmerzen stärker". Seinen drei Söhnen, die 20, 17 und 12 Jahre alt sind, verbot er das Thema Tod. "Ich habe auch gesagt, dass alles wieder gut wird, dass sie keine Sorgen haben müssen, dass ich sterbe. Übers Sterben wird nicht geredet", sagte er in dem Interview. Daxenberger starb nun genau an dem Tag, an dem die Beerdigung seiner Frau stattfinden sollte.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP

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