"So etwas gab es noch nie" Super Tuesday in den USA
05.02.2008, 10:39 UhrMit Abstimmungen in 24 US-Staaten hat das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten und Republikanern am "Super-Dienstag" einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Auf der demokratischen Seite bahnt sich nach letzten Umfragen ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hillary Clinton (60) und Barack Obama (46) an.
Meinungsforscher und Journalisten gehen davon aus, dass weder die ehemalige First Lady noch der schwarze Senator als klarer Sieger aus den Abstimmungen hervorgeht. Bei den Republikanern liegt dagegen Senator John McCain (71) klar vor seinen Konkurrenten, den beiden früheren Gouverneuren Mitt Romney (60) und Mike Huckabee (52).
West Virginia hat schon gewählt: Sieg für Huckabee
Huckabee startete jedoch mit einem Sieg in West Virginia in den "Super Tuesday". Auf einem Republikaner-Kongress in dem Bundesstaat sprachen sich 52 Prozent für den Exgouverneur von Arkansas aus. Auf Romney entfielen 47 Prozent der Stimmen. McCain erhielt hier bloß 1 Prozent.
Das Votum in West Virginia gilt als relativ wenig bedeutend, da der Staat insgesamt nur 30 Delegierte zum Parteitag entsendet. 18 wurden am Dienstag Huckabee zuerkannt. Er gewann vor Romney mit 47 Prozent und McCain mit gerade einem Prozent. Dem Sender CNN zufolge ist dies schlicht darauf zurückzuführen, dass er in West Virginia von vornherein keine Siegeschancen hatte und sich seine Anhänger auf Huckabees Seite schlugen, um Romney - McCains Hauptkonkurrenten - zu schwächen.
Noch am Dienstag eilten die Bewerber von einem Auftritt zum nächsten und gaben TV-Interviews, um unentschlossene Wähler in letzter Minute auf ihre Seite zu ziehen. Jüngsten Erhebungen zufolge liegt Clinton landesweit bei 45 Prozent, Obama nur hauchdünn dahinter. Der Senator aus Illinois hatte den Abstand zu seiner Rivalin in den vergangenen beiden Wochen stetig verringert.
Nach Angaben des Senders CNN rechnet das Obama-Lager damit, dass Clinton zwar in mehr Staaten gewinnt, Obama jedoch bei der für die Nominierung entscheidenden Delegiertenzahl vorne liegen wird. Beide wollen bei unklarem Ausgang bis zur offiziellen Nominierung beim Parteitag der Demokraten Ende August weiterkämpfen.
"So etwas gab es noch nie"
Obama selbst rechnete nicht mit einem eindeutigen Ergebnis. "Ich denke nicht, dass es heute eine Entscheidung gibt", sagte er in einem Fernsehinterview. Hillary Clinton sagte: "Wir raten herum, was das alles bedeuten wird, weil es so etwas ja noch nie gab."
Bei den Demokraten entsenden die Staaten, die am "Super-Dienstag" entscheiden, insgesamt 2064 Delegierte zur Parteiversammlung. Jedoch ist ein Teil nicht an den Vorwahlausgang im jeweiligen Bundesstaat gebunden. Für eine Nominierung auf dem Parteitag ist die Unterstützung von mindestens 2025 der insgesamt 4049 Delegierten nötig.
Auf Seiten der Republikaner geht es um 1081 Delegierte. Um auf dem republikanischen Nominierungsparteitag zu gewinnen, muss ein Bewerber mindestens 1191 der insgesamt 2380 Delegiertenstimmen auf sich vereinen.
"Großer Preis" von Kalifornien
Als "Großer Preis" galt das Votum in Kalifornien, wo es für die Demokraten um 370 an das Vorwahlergebnis gebundene Delegierte geht. Da die demokratischen Delegiertenstimmen aber entsprechend den Prozentanteilen auf die Kandidaten verteilt werden, wird hier ein nahezu 50-prozentiger "Split" erwartet.
Bei den Republikanern winkten dagegen dem Sieger nahezu alle der 173 zu gewinnenden Delegiertenstimmen.
Im Fall einer Fortsetzung des Duells zwischen Clinton und Obama könnte frühestens der 12. Februar mit Vorwahlen in Virginia und Maryland eine Entscheidung bringen. Am 4. März folgen dann Abstimmungen in Texas und Ohio.
Eine Premiere ist sicher
Die eigentliche US-Präsidentenwahl ist am 4. November. Amtsinhaber George W. Bush darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Mit Clinton würde zum ersten Mal eine Frau US-Staatsoberhaupt werden, mit Obama erstmals ein Schwarzer, Romney wäre der erste Mormone und McCain der älteste Präsident bei Amtsantritt.
Der Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten wird nach den Nominierungsparteitagen von den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten bestimmt. Thomas Risse, Professor für internationale Politik an der Freien Universität Berlin, hält es für wahrscheinlich, dass Obama und Clinton dann gemeinsam antreten. "Im Moment sehen beide gut aus gegen McCain – mit kleinen geringfügigen Unterschieden", so Risse bei n-tv. "Deswegen sagte ich: Die beste Chance haben sie wahrscheinlich, wenn sie beide zusammengehen, trotz aller Zwischentöne und Misstöne, die es jetzt natürlich in den Vorwahlen gegeben hat."
Bis November sei allerdings "noch etwas Zeit und es kann ja noch einiges passieren". Die Frage sei, "wie sich die amerikanische Wirtschaft weiter verhält, ob Amerika wirklich in eine Rezession reingeht" Die jetzigen Umfragen könnten sich noch stark verändern.
Quelle: ntv.de