Gegen den Trend Superdelegierte für Obama
02.05.2008, 10:42 UhrIn den Meinungsumfragen baut Barack Obama ab, bei den Superdelegierten aber kann er zulegen. In dieser Woche hat der Senator von Illinois neun dieser nicht festgelegten Delegierten für die Wahl des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei auf seine Seite gezogen. Für Hillary Clinton entschieden sich vier der von der Partei ernannten und nicht gewählten Superdelegierten.
Damit ist der Vorsprung für Clinton in dieser möglicherweise entscheidenden Gruppe in den vergangenen zwei Monaten um die Hälfte zusammengeschrumpft. Nach der Zählung von CNN hat die New Yorker Senatorin nur noch einen Vorsprung von 260 zu 241 Superdelegierten. Die übrigen der insgesamt rund 800 Superdelegierten haben sich noch nicht öffentlich festgelegt. Einschließlich der bereits festgelegten Superdelegierten führt Obama jetzt mit 1.732 zu 1.592 Stimmen. Für eine Mehrheit auf dem Nominierungsparteitag Ende August in Denver bräuchten Clinton oder Obama mindestens 2025 Delegierte. In den noch ausstehenden Vorwahlen können sie diese Zahl nicht mehr erreichen.
Umfrage sieht Obama nur noch gleichauf
In der öffentlichen Meinung hat Obama zuletzt deutlich an Rückhalt verloren. Laut einer am Donnerstagabend von CNN veröffentlichten Erhebung wünschten sich 46 Prozent der demokratischen Wähler den Senator von Illinois zum Kandidaten. Clinton lag mit 45 Prozent Zustimmung fast gleichauf. Noch Ende März hatte Obama mit 49 Prozent fast zehn Punkte Vorsprung vor Clinton mit 39 Prozent.
Der Umfrage zufolgen würden beide demokratischen Bewerber den republikanischen Kandidaten John McCain derzeit knapp schlagen. Wäre Ende April die Präsidentschaftswahl gewesen, hätte laut einer Umfrage von NBC und dem "Wall Street Journal" Obama McCain mit drei Punkten Vorsprung geschlagen. Clinton hätte mit nur einem Punkt gesiegt. 43 Prozent der Befragten gaben an, dass McCain zu eng mit US-Präsident George W. Bush und seiner Politik verbunden sei.
Noch schlechter schnitt bei der Umfrage aber die Republikanische Partei selbst ab. Nur 27 Prozent äußerten sich positiv über die Partei. Dies ist der niedrigste Wert seit 20 Jahren. Eine weitere CNN-Umfrage zeigte zuletzt, dass 71 Prozent der Amerikaner nicht mit Bush zufrieden sind. Das wäre der schlechteste Wert, den ein Präsident in der neueren amerikanischen Geschichte hatte.
Werben um die Arbeiter
Im Werben um die Stimmen der Arbeiter setzt Obama jetzt auf seine Herkunft. "Die Ironie ist, dass man wohl berechtigterweise sagen kann, Michelle und ich sind in weit weniger privilegierten Umständen aufgewachsen als meine beiden potenziellen Gegner", sagte Obama bei einem gemeinsamen Auftritt mit seiner Frau in der NBC-Talksendung "Today Show". Damit spielte er auf seine Kindheit bei seiner alleinerziehenden Mutter und seinen Großeltern an.
Hillary Clinton wuchs in einem reichen Vorort Chicagos als Tochter eines Kleinunternehmers auf, John McCain kommt aus einer Familie von Marine-Admiralen. Obama war zuletzt wegen Äußerungen über Wähler aus Kleinstädten in die Kritik geraten, die ihm als elitär und abgehoben ausgelegt wurden. Seine geringe Beliebtheit bei weißen Arbeitern gilt als offene Flanke des Senators.
Obamas Frau hob auch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Indianapolis die einfache Herkunft der Eheleute hervor. Sie hätten genauso wie jedes andere junge Paar in den USA kämpfen müssen, um ihre beiden Kinder großzuziehen und ihre Schulden abzubezahlen. "Wir sind immer noch ganz nah an dem Leben, das die meisten Amerikaner führen", sagte Michelle Obama. "Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber während eines Großteils meines Lebens habe ich mich ziemlich weit weg von Washington gefühlt."
Quelle: ntv.de