Tausende bejubeln Nobelpreisträgerin Suu Kyi macht wieder Politik
14.08.2011, 11:21 Uhr
"Ich werde weitermachen": Die Oppisitionelle Suu Kyi.
(Foto: AP)
Seit ihrem nicht anerkannten Wahlsieg in Birma sind mehr als 20 Jahre vergangen. Suu Kyi verbrachte den Großteil der Zeit in Haft oder unter Hausarrest, weil sie sich gegen die Militärjunta stellte. Jetzt macht die Friedensnobelpreisträgerin wieder Politik. Trotz aller Warnungen des Staates.
Bei ihrer ersten politischen Tour seit ihrer Freilassung aus dem Hausarrest im November hat Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi die Bevölkerung des Landes zur Einheit ausgerufen. "Wir können dieses Land nur entwickeln, wenn wir alle zusammenarbeiten", sagte Suu Kyi in der Provinz Bago. Tausende Menschen jubelten der Friedensnobelpreisträgerin bei ihrer eintägigen politischen Tour zu.
Suu Kyis Autokonvoi mit rund 30 Fahrzeugen verließ die Hauptstadt Rangun am frühen Sonntagmorgen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Oppositionsführerin wurde von Journalisten, Diplomaten und Mitgliedern ihrer Partei Nationale Liga für die Demokratie (NLD) begleitet. In der Stadt Bago besuchte die 66-Jährige zunächst eine Pagode, bevor sie in der rund 80 Kilometer von Rangun entfernten Region zwei Bibliotheken eröffnete. Dabei hielt sie in Tha Nat Pin vor rund 600 Zuhörern und in Bago vor rund 2000 Zuhörern eine Rede.
"Die Einheit ist die Kraft, die Einheit ist überall notwendig, und sie ist vor allem in unserem Land notwendig", sagte Suu Kyi vor ihren Anhängern. Sie habe immer ihr "Bestes versucht", seit sie vor mehr als 20 Jahren in die Politik gegangen sei. "Ich werde weitermachen, so lange ich kann."
"Wir lieben Mutter Suu"
Hunderte Anhänger Suu Kyis versammelten sich an den Straßen, um der Politikerin zuzujubeln, Polizisten versuchten sie zurückzudrängen. Viele Anhänger schwenkten kleine Fahnen mit der Aufschrift "Wir lieben Mutter Suu". Bei ihrer Abfahrt hatte Suu Kyi zu AFP gesagt, sie benötige die Unterstützung der Bevölkerung.
Suu Kyi verbrachte die meiste Zeit der vergangenen 20 Jahre unter Hausarrest oder in Haft. Im November 2010 wurde sie aus dem Hausarrest entlassen - nur kurz nach den ersten Wahlen seit 20 Jahren in dem südostasiatischen Land. Die Wahlen waren als unfrei kritisiert und von Suu Kyis Partei boykottiert worden. Im Jahr 1990 hatte ihre NDL die Wahl gewonnen, was die Militärjunta aber nicht anerkannte.
Im Juni hatte die birmanische Regierung, die formell die Macht von der inzwischen aufgelösten Militärjunta übernommen hat, Suu Kyi gewarnt, eine politische Tour durch das Land könne zu Chaos und Unruhen führen. 2003 war bei einer politischen Reise Suu Kyis Fahrzeugkolonne aus einem Hinterhalt heraus angegriffen worden. Bei dem Überfall, der offenbar von der Militärjunta inszeniert wurde, kamen nach Angaben der NLD hundert Menschen ums Leben. Nach offizieller Darstellung soll es nur vier Tote gegeben haben.
Testreise im Juli
Ein NLD-Sprecher hatte vor der Abfahrt gesagt, für die Sicherheit würden Mitglieder der NLD sorgen, "und auch die Behörden werden uns helfen". Eine Art Testreise hatte Suu Kyi bereits im Juli absolviert. Ihre erste Fahrt außerhalb Ranguns seit ihrer Freilassung nach Bagan im Zentrum des Landes war aber strikt privat.
Inzwischen gibt es Anzeichen für eine Entspannung des Verhältnisses zwischen der Regierung des Landes und der Opposition. Ende Juli war Suu Kyi erstmals mit einem Minister der Regierung zusammengekommen. Am Freitag traf sie dann erneut Arbeitsminister Aung Kyi. In einer gemeinsamen Stellungnahme hieß es, beide Seiten würden für "Stabilität" und demokratische Entwicklung zusammenarbeiten.
Quelle: ntv.de, AFP