Assad sieht sich als eigentlicher Nobelpreisträger Syrien tritt Chemiewaffenkonvention bei
14.10.2013, 19:16 Uhr
Die Chemiewaffenkontrolleure haben bereits mit ihrer Arbeit in Syrien begonnen.
(Foto: AP)
Als 190. Staat hinterlegt das Bürgerkriegsland offiziell die Ratifizierungsurkunde und verpflichtet sich dazu, seine C-Waffen zu vernichten. Unterdessen ist das Schicksal mehrerer entführter Rotkreuzmitarbeiter weiterhin ungewiss.

Helfer des Roten Kreuzes sind in Syrien selbst gefährdet. Sieben Mitarbeiter wurden am Sonntag verschleppt.
(Foto: dpa)
Nach zähem Ringen und massivem Druck ist Syrien offiziell der internationalen Chemiewaffen-Konvention beigetreten. Das verkündete die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag. 60 Experten von OPCW und Vereinten Nationen arbeiten bereits vor Ort an der Vernichtung des syrischen Arsenals. Die Bundeswehr bereitet derzeit 24 weitere Inspekteure bei einem Lehrgang im bayerischen Hammelburg auf kritische Situationen bei ihrem Einsatz vor.
Die OPCW, die in der vergangenen Woche mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist verantwortlich für die Umsetzung der 1997 in Kraft getretenen Konvention. Diesem Abkommen zum Abbau von C-Waffen haben sich nunmehr 190 Länder angeschlossen.
Anlass für den Beitritt Syriens war ein Giftgasangriff im August in der Nähe von Damaskus, bei dem etwa 1400 Menschen getötet worden waren. Unter Druck Russlands und der USA stimmte das Regime von Baschar al-Assad - das die Verantwortung für das Massaker von sich wies - schließlich der Vernichtung des C-Waffenarsenals zu.
Einem Zeitungsbericht zufolge wähnt sich deshalb Syriens Machthaber Baschar al-Assad als eigentlicher Gewinner des Friedensnobelpreises. Die libanesische Zeitung "Al-Akhbar" berichtete, Assad h abe nach Bekanntgabe des Preisträgers - der OPCW - gesagt, "der hätte meiner sein sollen". Assad habe schließlich schon 2003 verlangt, alle Staaten der Region sollten ihre Massenvernichtungswaffen abgeben.
Vier Rotkreuzmitarbeiter frei - drei weiter in Geiselhaft
Die Lage in dem Bürgerkriegsland wird derweil auch für internationale Helfer immer gefährlicher. Am Sonntag wurden sieben Mitarbeiter vom Roten Kreuz und Roten Halbmond von Bewaffneten verschleppt. Am Montag kamen vier von ihnen wieder frei, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bestätigte. Das Schicksal der übrigen drei IKRK-Mitarbeiter ist ungewiss.
Die sechs Rot-Kreuz-Mitarbeiter sowie ein Helf er des Roten Halbmonds waren in der nordsyrischen Provinz Idlib verschleppt worden. Die Provinz wird zu großen Teilen von Rebellen kontrolliert. Staatliche syrische Medien machten "Terroristen" für die Entführung verantwortlich. Die syrischen Menschenrechtsbeobachter erklärten, die Al-Kaida-nahe Kampfbrigade "Islamischer Staat im Irak und Syrien" stecke hinter der Tat.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes erklärte, dass es trotz der widrigen Umstände an der Arbeit in dem Land festhalte. So seien innerhalb von 24 Stunden mehr als 2000 Frauen, Kinder und Alte aus der seit vielen Monaten belagerten Ortschaft Muadamijeh im Umland von Damaskus evakuiert worden, erklärte die Organisation. IKRK-Helfer hätten die Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Wasser versorgt.
Vier Millionen Syrer brauchen Lebensmittelhilfen
Im Ort Darkusch in der Provinz Idlib wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 27 Menschen bei einem Anschlag getötet. Ein mit Sprengkörpern versehenes Auto sei in der Region unweit der türkischen Grenze explodiert. Die Opposition machte das Regime in Damaskus für den Anschlag verantwortlich.
Der Aufstand gegen Assad in Syrien hat nach UN-Schätzungen mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet. Nach Angaben der Deutschen Welthungerhilfe sind vier Millionen Syrer inzwischen auf Lebensmittelhilfen angewiesen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP