Politik

Malala geht leer aus Friedensnobelpreis für Chemiewaffen-Vernichter

Chemiewaffenkontrolleure der OPCW bei der Arbeit. Dieses Bild entstand Ende August östlich von Damaskus.

Chemiewaffenkontrolleure der OPCW bei der Arbeit. Dieses Bild entstand Ende August östlich von Damaskus.

(Foto: dpa)

Das Komitee zur Vergabe des Friedensnobelpreises in Oslo hat sich erneut entschieden, eine große internationale Organisation zu ehren: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen. "Eine reine Vernunftentscheidung" sei dies, sagt der Friedensforscher Otfried Nassauer.

Kein Friedensnobelpreis für die 16-jährige Malala aus Pakistan: Das Komitee zur Vergabe des Friedensnobelpreises hat sich für die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen entschieden.

Die OPCW setze sich intensiv dafür an, die Massenvernichtungswaffen zu zerstören. Dies zeige auch das Engagement der OPCW in Syrien, sagte der Leiter des Komitees, der frühere norwegische Ministerpräsident Thorbjörn Jagland. Die OPCW hat ihren Sitz in Den Haag und ist zuständig für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahr 1997. Sie überprüft die Chemiewaffenbestände der Vertragsstaaten und kontrolliert deren Vernichtung.

"Reine Vernunftentscheidung"

Der Sicherheitsexperte Otfried Nassauer nannte die diesjährige Vergabe des Nobelpreises eine "Vernunftentscheidung". Die OPCW sei eine der wichtigsten Organisationen zur Verhinderung der Weiterverbreitung und der Existenz von Massenvernichtungswaffen, sagte der Leiter des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (BITS) bei n-tv. "Sie funktioniert. Sie ist seit 1997 da und erfüllt ihre Aufgabe, wie jetzt zum Beispiel in Syrien. Von daher ist das keine so große Überraschung, sondern wahrscheinlich eine reine Vernunftsentscheidung."

Zwanzig Experten der OPCW sind derzeit als Vorauskommando in Syrien unterwegs, sie koordinieren dort die Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals. In einem ersten Schritt sollen die Waffenfabriken und die Maschinen vernichtet werden, mit denen die giftigen Stoffe in Bomben gefüllt werden. Das gesamte Waffenarsenal soll bis Mitte 2014 abgerüstet werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Montag in einem Brief an die Mitglieder des Weltsicherheitsrates den Aufbau einer Mission zur Chemiewaffenvernichtung in Syrien mit rund 100 Mitarbeitern vorgeschlagen. Die OPCW sollte dabei die "technische Führung" übernehmen, die UN die "strategisch koordinierende Rolle".

Formal ist die OPCW kein Organ der Vereinten Nationen, sie ist den UN jedoch vertraglich verbunden. Der OPCW gehören 189 Staaten an - am kommenden Montag soll Syrien das 190. Mitglied werden. Damit fehlen nur noch Angola, Ägypten, Nordkorea und der Südsudan auf der Liste der Mitglieder.

"Man kann gegen diese Auswahl nicht meckern"

Im vergangenen Jahr hatte das Nobelkomitee die Europäische Union mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Für den diesjährigen Preis war unter anderem auch die 16 Jahre alte Malala aus Pakistan nominiert, die sich in ihrem Heimatland für das Recht von Frauen und Mädchen auf Bildung einsetzt. Zahlreiche Politiker hatten sich für eine Vergabe an den Teenager eingesetzt.

Otfried Nassauer sagte, mit Blick auf die Geschichte des Friedensnobelpreises sei es "ein bisschen ungewöhnlich", dass es zwei Jahre hintereinander Institutionen sind, die diesen Preis bekommen. "Aber man kann gegen diese Auswahl nicht meckern. Man kann nicht sagen, das ist eine schlechte Wahl. Da wäre bei der EU mehr Kritik möglich gewesen als bei der OPCW."

Der Friedensnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht im schwedischen Stockholm vergeben wird. Er ist mit umgerechnet rund 920.000 Euro dotiert. Feierlich verliehen wird er am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Oslo.

Völkerbund und UN häufig geehrt

Dass weltweite Regierungsorganisationen den Friedensnobelpreis bekommen, hat eine Tradition, die weit zurückreicht: Bereits 1919 wurde der damalige US-Präsident Woodrow Wilson ausgezeichnet, weil er die Gründung des Völkerbundes angestoßen hatte; der Völkerbund ist ein Vorläufer der Vereinten Nationen. 1920 erhielt der Präsident des Völkerbundes, der Franzose Léon Victor Bourgeois, als erster von mehreren Völkerbund-Vertretern den Friedensnobelpreis.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945, ging der Friedensnobelpreis an den Amerikaner Cordell Hull, einen der Gründerväter der Vereinten Nationen. Auch er war nur der erste auf einer langen Liste von UN-Vertretern, die in Oslo geehrt wurden. Die UN erhielten 2001 den Friedensnobelpreis.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/rts

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