"Assad will nur Zeit gewinnen" Syrien verspricht Gewaltverzicht
01.11.2011, 21:12 Uhr
Panzer auf dem Al-Kiswah-Platz in Damaskus.
(Foto: REUTERS)
Mehrere tausend Menschen sind seit Ausbruch der Proteste gegen das Assad-Regime in Syrien getötet worden. Nun soll der Machthaber zum Einlenken bereit sein: An diesem Mittwoch will Syrien der Arabischen Liga mitteilen, dass die Gewalt ein Ende hat. Die Opposition bittet die Liga, nicht auf Assads Taktik hereinzufallen.
Das syrische Regime hat sich angeblich mit der Arabischen Liga auf ein Ende des blutigen Militäreinsatzes gegen die Protestbewegung geeinigt. Einzelheiten sollen an diesem Mittwoch bei einer Sondersitzung der arabischen Außenminister in Kairo bekanntgegeben werden, meldete das syrische Staatsfernsehen.

Demonstration gegen Assad in Homs am 30. Oktober. Auf dem Transparent steht: "Gottes Sieg naht, die Revolution geht weiter bis zum Sieg".
(Foto: REUTERS)
Die Arabische Liga wies die Berichte zurück. Es gebe "noch keine offizielle Antwort" auf den Plan der Liga, sagte der Vize-Generalsekretär der Organisation, Ahmed Ben Helli. Dem Fernsehsender Al-Arabija bestätigte er allerdings, dass die syrische Delegation ihre offizielle Antwort während der Sitzung des Rates am Mittwoch übermitteln wolle.
Liga fordert Gewaltverzicht
Die Liga erwartet seit einem Treffen ihrer Delegation mit dem syrischen Außenminister Walid Muallem in der katarischen Hauptstadt Doha am Sonntag eine Antwort von Syriens Präsident Baschar al-Assad. In seiner letzten Version sah der Plan das "umgehende Ende" der Gewalt und den Abzug der Panzer vor, um das Vertrauen der "syrischen Straße" zu stärken. Anschließend solle ein "nationaler Dialog" begonnen werden.
Syrien stimmte dem Forderungskatalog jedoch nicht zu und verlangte nach Angaben eines arabischen Diplomaten in Beirut zahlreiche Änderungen. Demnach will das Regime unter anderem den Dialog mit der Opposition in Syrien und nicht in Kairo führen. Weitere Forderungen seien, dass der "Medienkrieg gegen Damaskus" beendet und der Waffenschmuggel aus Nachbarländern unterbunden werde. Unklar war, inwieweit die Liga auf die Forderungen Syriens eingegangen ist.
Opposition: Assad will nur Zeit gewinnen
Syrische Oppositionelle erklärten, die Arabische Liga solle nicht auf Assads Taktik hereinfallen. Der Präsident versuche nur, Zeit zu gewinnen in der Hoffnung, er könne die Proteste mit Gewalt beenden.

Assad hat mit Raketen auf die Bürger seines Landes feuern lassen. Nun soll er eingelenkt haben.
(Foto: dpa)
Seit Beginn der Demonstrationen gegen das Assad-Regime im März sind nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 3000 Menschen getötet worden. Die syrische Opposition spricht sogar von 4000 Toten.
Iran hängt an Assad
Der Iran äußerte die Hoffnung, dass Präsident Assad trotz der Unruhen in seinem Land an der Macht bleibt. Iranischen Medienberichten zufolge sagte Außenminister Ali-Akbar Salehi: "Wir hoffen, dass die arabischen Staaten alles tun werden, was nötig ist, um ein gutes Ende herbeizuführen."
Die syrische Führung bezeichnet die Regimegegner als "bewaffnete Terrorbanden". Am Montag töteten Angehörige der Regierungstruppen nach Angaben der Revolutionskomitees in Homs drei Zivilisten. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, in der Provinz Idlib seien zwei Soldaten erschossen worden. Bei den Todesschützen handele es sich vermutlich um Deserteure.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP