Assad doch in Anschlag verwickelt? Syrische Opposition ist sich sicher
09.08.2013, 13:50 Uhr
Ist Barri oder dessen Bruder neben Assad zu sehen?
(Foto: dpa)
Rebellen wollen den Konvoi des syrischen Präsidenten Assad mit Granaten angegriffen haben. Die staatlichen syrischen Medien dementieren umgehend. Stattdessen wird Assad beim Gebet in einer Moschee gezeigt. Die Opposition bezweifelt, dass das Video authentisch ist.
Es scheint völlig unklar zu sein, ob der Konvoi des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in Damaskus mit Mörsergranaten attackiert wurde. Syrische Oppositionelle sind sich sicher, dass Assads Konvoi beschossen worden sei. Das hatte die Regierung umgehend dementiert. Informationsminister Omran al-Soabi erklärte, Assad sei gar nicht mit einem Fahrer einer Wagenkolonne zu der Moschee gefahren, sondern habe sein Auto selbst gesteuert.
Die arabische Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" trat den Berichten i slamistischer Oppositioneller entgegen, die behauptet hatten, das staatliche Fernsehen habe nach der Attacke am Donnerstag ein altes Video von Assad beim Gebet in einer Moschee ausgestrahlt - angeblich um zu vertuschen, dass der Präsident von einer Granate getroffen wurde.
Die Islamisten hatten ihren Verdacht damit begründet, dass auf dem Video neben Assad angeblich dessen Gefolgsmann Ali Zeinelabidine Barri zu sehen sei, den sie vor einem Jahr getötet hatten. Nach Informationen von "Al-Sharq Al-Awsat" handelt es sich bei dem im Video zu sehenden Mann jedoch um einen Bruder des Getöteten, der ihm ähnlich sieht.
Anwohner und Oppositionelle bezeugten mehrere Explosionen in dem Innenstadt-Viertel Al-Malki am frühen Donnerstagmorgen. Laut "Al-Sharq Al-Awsat" waren in der Nacht zuvor mehrere Straßen in dem Viertel abgesperrt worden, womöglich in Vorbereitung auf die Ankunft des Konvois.
Assad zeigt sich seit dem Beginn des Aufstands gegen ihn nur selten in der Öffentlichkeit. Allerdings hatte er auch im vergangenen Jahr eine Zeremonie zum Fest Eid al-Fitr am Ende des Ramadans besucht. Am Sonntag sagte Assad in einer ebenfalls raren Fernsehansprache, er wolle den Aufstand in seinem Land mit "eiserner Faust" zerschlagen.
Hilfswerk warnt vor "verlorener Generation"
Im syrischen Bürgerkrieg wurden nach Angaben der Vereinten Nationen bislang mehr als 100.000 Menschen getötet. Millionen weitere Syrer wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
Unterdessen mahnte das Hilfswerk World Vision angesichts der syrischen Flüchtlingskinder ein stärkeres Engagement von Politik und Gesellschaft an. "Alle sollten mehr dafür tun, damit aus diesen Kindern keine verlorene Generation wird", sagte der Vorstandsvorsitzende Christoph Waffenschmidt in Berlin. Kinder litten am meisten unter dem Bürgerkrieg, dennoch werde die internationale Gemeinschaft nur zögernd tätig. Viele aus ihrer Heimat geflohene Kinder und Jugendliche empfänden ihr Leben als perspektivlos.
Zu traumatischen Erlebnissen im Krieg komme eine Bildungskrise hinzu, so Waffenschmidt. Nur 38 Prozent der syrischen Flüchtlingskinder im Libanon beispielsweise besuchten noch eine Grundschule, nur zwei Prozent weiterführende Schulen. Auch gebe es Hinweise auf den Einsatz von Jungen als Kindersoldaten. Die Mädchen gerieten in die Gefahr, sehr jung verheiratet zu werden, da ihre Familien sie nicht mehr versorgen könnten.
Deutschland tue bereits viel, aber die Hilfe müsse ausgebaut werden, fordert das Kinderhilfswerk. Denn auch die Spendenbereitschaft von Privatpersonen für Syrien sei nur mäßig.
Quelle: ntv.de, AFP