Mögliche Neuregelung Tagfahrlicht scheidet die Geister
03.08.2001, 15:17 UhrWenn es nach dem Willen der Europäischen Union geht, sollen ab 2002 Autofahrer in Deutschland auch am Tage mit Licht fahren. Diese so genannte „Tagfahrlicht-Regelung wird bereits in einigen EU-Staaten praktiziert. In Deutschland ist die mögliche Neuregelung umstritten.
Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, "während der Dämmerung, bei Dunkelheit oder wenn die Sichtverhältnisse es sonst erfordern", ist mit Licht zu fahren. Aber ist es wirklich nötig, am helllichetn Tag das Licht anzuschalten?
Unfallzahlen sollen reduziert werden
Befürworter des Dauerlichtes sind unter anderem der Automobilclub Europa (ACE) und der Kinderschutzbund. Ihr Argument: Fahren mit Licht am Tag könnte die Unfallzahlen im Straßenverkehr stark reduzieren. Dabei verweisen sie auf die Praxis in Israel, Kanada, Österreich und auf Modellversuche in Dänemark und Norwegen, die bereits einen relativ deutlichen Rückgang der Unfallzahlen zeigen. Eindeutig profitieren die Fußgänger und Fahrradfahrer, da sie die Autos früher und besser erkennen und sich entsprechend verhalten können.
Gegen die Regelung ist jedoch die deutsche Autoindustrie, die den Sinn und Zweck des EU-Vorstoßes bezweifeln. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) ist grundsätzlich dagegen, zumal Einzelheiten der geplanten Neuregelung noch völlig unklar seien, so VDA-Sprecher Eckehart Rotter.
Doch in der EU ist eine Selbstverpflichtung bereits auf dem Weg. Dadurch geraten die Bundesregierung und andere Staaten in Zugzwang, mit dem gewollten Fußgängerschutz auch das ungeliebte Tagfahrlicht zu akzeptieren. Nach Auffassung des Bundesverkehrsministeriums gibt es keine Studien über Tagfahrlicht, die einen Sicherheitsgewinn wissenschaftlich belegen. "Wir wollen kein Tagfahrlicht ", sagt Ministeriumssprecher Michael Zirpel.
Technische Veränderungen am Fahrzeug
Technisch ist das Tagfahrlicht natürlich kein Problem. Allerdings kostet das Dauer-Abblendlicht rund 0,1 Liter Kraftstoffmehrverbrauch pro 100 Kilometer, da alle Stromverbraucher, die beim Einschalten des Lichts aktiviert werden, etwa 200 Watt beanspruchen.
Wenn wenger starke Frontleuchten brennen und auf Rücklichter und sonstige Beleuchtung verzichtet wird, kann die Energiebilanz verbessert werden. Voraussetzung wäre eine Änderung der Fahrzeugelektronik. Zudem müssten weitere Frontleuchten - energiesparende Tagfahrleuchten - eingebaut werden. Bei Dunkelheit oder bei der Einfahrt in einen Tunnel sorgt eine Automatik für das Umschalten von Tagfahr- auf Abblendlicht. In Kanada sind Neufahrzeuge bereist mit dieser Technik ausgerüstet.
In Deutschland gibt es eine vergleichbare Funktion bei neueren Mercedes-Fahrzeugen der C-Klasse und der S-Klasse sowie dem CL-Coupe.
Quelle: ntv.de