Anschlag zum Tag der Unabhängigkeit Taliban attackieren British Council
19.08.2011, 19:02 Uhr
Rauch steigt auf am Ort des Anschlags in Kabul.
(Foto: REUTERS)
Genau 92 Jahre nach der Anerkennung der Unabhängigkeit Afghanistans durch Großbritannien greifen die Taliban das britische Kulturinstitut in Kabul an. Die Gefechte gehen über mehrere Stunden.
Bei einem Anschlag auf das britische Kulturzentrum in Kabul sind mindestens 9 Menschen getötet worden. 16 weitere wurden nach amtlichen Angaben verletzt, als mehrere Attentäter den British Council in der afghanischen Hauptstadt angegriffen und sich ein stundenlanges Gefecht mit Sicherheitskräften lieferten.
Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Bewusst wurde das British Council am Jahrestag der Unabhängigkeit von Großbritannien angegriffen. Am 19. August 1919 entließen die Briten ihre frühere Kolonie in die Unabhängigkeit. "Der heutige Angriff erinnert an diesen Tag", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid.
Ein erster Angreifer sprengte sich am frühen Morgen in einem Auto vor dem British Council in die Luft. Vier weitere Attentäter gelangten in das Gebäude. Über dem Kulturzentrum stieg schwarzer Rauch auf, aus dem Inneren waren stundenlang Schüsse und noch mindestens vier Explosionen zu hören.
Gefechte dauern mehrere Stunden
Erst nach über neun Stunden erklärte das afghanische Innenministerium das Gefecht für beendet. Nach Angaben des britischen Botschafters in Kabul, William Patey, wurden alle Angreifer getötet. Briten seien bei dem Angriff nicht zu getötet oder verletzt worden, erklärte das Außenamt in London. Premierminister David Cameron sprach von einem "feigen" Anschlag, der Großbritanniens "lebenswichtige Arbeit" in Afghanistan aber nicht in Frage stellen werde. Bundesaußenminister Guido Westerwelle zeigte sich entsetzt über den "menschenverachtenden" Angriff.
Unter den Toten waren sechs afghanische Polizisten und Wachmänner sowie zwei nepalesische Wachleute, wie der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Siddik Siddiki, sagte. Britische Einrichtungen in Kabul werden oft von früheren Soldaten der Gurkha-Elitetruppe bewacht, die London traditionell in Nepal rekrutiert. Wie die NATO-Truppe ISAF bekanntgab, wurde auch ein Soldat der Militärallianz getötet. Dabei handelte es sich um ein Mitglied des neuseeländischen Special Air Service, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Wellington mit.
Die afghanischen Sicherheitskräfte wurden bei dem Gefecht von britischen, französischen und US-Soldaten unterstützt. Über dem British Council kreisten Hubschrauber, auch zwei NATO-Fahrzeuge trafen ein. Afghanische Soldaten bezogen auf den Dächern umliegender Häuser Stellung.
Bis Ende 2014 sollen die Afghanen schrittweise die gesamte Sicherheitsverantwortung für ihr Land übernehmen. Kabul steht bereits unter ihrer Kontrolle. Es gibt aber immer wieder Anschläge, wie zuletzt Ende Juni auf das Luxushotel Intercontinental mit 21 Toten.
Quelle: ntv.de, AFP