Politik

Schwere Gefechte in Afghanistan Taliban attackieren Kandahar

Nach der Explosion einer Autobombe in Kandahar.

Nach der Explosion einer Autobombe in Kandahar.

(Foto: REUTERS)

Im afghanischen Kandahar gibt es seit Beginn des Wochenendes schwere Kämpfe - die Taliban führen einen Teil ihrer "Frühjahrsoffensive" durch. Mindestens 25 Menschen kommen ums Leben. An dem Angriff sind offenbar auch aus dem Gefängnis ausgebrochene Kämpfer beteiligt. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Die NATO nennt die Offensive "spektakulär".

Mit einer zwei Tage langen Angriffsserie haben die radikalislamischen Taliban die südafghanische Stadt Kandahar in Atem gehalten. Sie attackierten zahlreiche Regierungsgebäude in der Hauptstadt der gleichnamigen Unruheprovinz, darunter auch den Sitz des Gouverneurs. Soldaten der NATO unterstützten die einheimischen Sicherheitskräfte bei den auch am Sonntag noch andauernden Gefechten mit den Aufständischen.

Mit Selbstmordkommandos, Schusswaffen und raketenbetriebenen Granaten sorgten die Aufständischen ab Samstagmittag für Angst und Schrecken in Kandahar. Sie nahmen dabei Regierungsgebäude, die Polizei und den Geheimdienst ins Visier. Mindestens 25 Menschen kamen bei der Angriffsserie ums Leben, darunter 14 Aufständische und zwei Sicherheitskräfte. Rund 50 weitere Menschen wurden verletzt.

Die Sicherheitskräfte liefern sich stundenlange Gefechte mit den angreifenden Taliban.

Die Sicherheitskräfte liefern sich stundenlange Gefechte mit den angreifenden Taliban.

(Foto: AP)

Einige der Aufständischen bei den Gefechten gehörten zu den fast 500 Taliban-Kämpfern, die im vergangenen Monat aus dem Gefängnis in Kandahar geflohen waren, hieß es von offiziellen Stellen.

Gouverneurssitz unter Beschuss

Auch der Sitz des Gouverneurs Turjalai Wesa wurde angegriffen. Die Aufständischen hielten das streng bewachte Gebäude am Samstag stundenlang von zwei Seiten unter Beschuss. Wesa, der sich zum Zeitpunkt des Angriffs in seinem Amtssitz aufgehalten hatte, kam mit dem Schrecken davon. Er erklärte später, in der gesamten Stadt seien vier Bombenanschläge und sechs Selbstmordattentate verübt worden.

Die Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und Aufständischen dauerten auch am Sonntag noch sporadisch an. Zwei Taliban-Kämpfer hielten ein Gebäude unweit des Sitzes des Geheimdienstes besetzt und feuerten von dort Schüsse und Raketen ab. Einem AFP-Reporter zufolge waren kaum Menschen auf den Straßen der Provinzhauptstadt unterwegs. Die Zufahrtsstraßen nach Kandahar waren gesperrt.

Lange geplante Offensive

Die Angriffserie war seit Wochen geplant und stand nicht im Zusammenhang mit der Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden durch die USA, sagte ein Sprecher der Taliban. Die Attacken seien Teil der angekündigten "Frühjahrsoffensive". Präsident Hamid Karsai sprach dagegen von "Racheakten". Noch am Freitag hatten die Taliban erklärt, Bin Ladens Tod gebe ihrem Kampf gegen die afghanischen und internationalen Truppen am Hindukusch "neuen Antrieb".

Afghanische Grenztruppen halten Wache.

Afghanische Grenztruppen halten Wache.

(Foto: REUTERS)

Ein Sprecher der NATO-Truppe ISAF bezeichnete die Attacken als "spektakulär". Sie seien jedoch "fehlgeschlagen". Nach Behördenangaben wurden vier Aufständische festgenommen, darunter ein Pakistaner.

Kandahar ist eine Hochburg der Taliban und regelmäßig Schauplatz von Anschlägen. Mitte April waren der dortige Polizeichef sowie zwei seiner Leibwächter bei einem Selbstmordattentat der Taliban ums Leben gekommen. Wenig später gelang rund 500 Aufständischen aus einem Gefängnis in Kandahar durch einen langen Tunnel die Flucht. In Kandahar unterhält die NATO einen ihrer wichtigsten Luftstützpunkte.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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