Politik

Anschläge und Angriffe Taliban verkünden Offensive

Anschlag auf Tanklastwagen am 27. April: Die Taliban drohen mit einer großen Angriffswelle.

Anschlag auf Tanklastwagen am 27. April: Die Taliban drohen mit einer großen Angriffswelle.

(Foto: AP)

Frühjahr der Angst: Die afghanischen Taliban kündigen eine Angriffswelle mit Selbstmordanschlägen und Angriffen auf Zivilisten sowie die internationalen Truppen an. Westliche Militärs sprechen zwar von Propaganda, nehmen die Drohungen aber sehr ernst, weil sie eigene Hinweise auf bevorstehende Anschläge haben.

Die radikal-islamischen Taliban haben eine Frühjahrsoffensive in Afghanistan angekündigt. Es seien im ganzen Land Anschläge auf ausländische und einheimische Truppen sowie auf Vertreter der afghanischen Regierung geplant, drohten die Rebellen. Ziele der Angriffe seien vor allem Plätze mit großen Menschenansammlungen, Militärstützpunkte, Armee-Konvois und Regierungseinrichtungen. Zivilisten sollten sich davon fernhalten, warnten die Taliban in einer Erklärung. Auch die Chefs ausländischer und einheimischer Unternehmen, die für die NATO-Truppen arbeiteten, würden ins Visier genommen.

Wie lang die Offensive mit dem Decknamen "Badar" andauern werde, sagten die Taliban nicht. Sie bekräftigten jedoch, die Kämpfe in Afghanistan würden kein Ende finden, bevor die ausländischen Truppen das Land verlassen hätten. Zudem forderten sie Regierungsbeamte und Sicherheitskräfte dazu auf, die Seiten zu wechseln.

NATO hat Hinweise

Bereits am Freitag hatten ranghohe NATO-Militärs und westliche Diplomaten vor einer neuen Serie von Taliban-Anschlägen gewarnt. Diese könnte schon am Sonntag beginnen und etwa eine Woche andauern. Experten gehen aber nicht davon aus, dass die von den Taliban angekündigte Offensive die langfristige Strategie der NATO maßgeblich beeinflusst. Nach und nach soll die Verantwortung an die afghanischen Truppen übergeben werden. 2014 soll dieser Prozess abgeschlossen sein, wenn alle ausländischen Truppen sich laut Plan aus Afghanistan zurückziehen.

Gefährdete Stützpunkte: Eine neue Angriffstaktik der Aufständischen ist es, sich unter die afghanische Armee zu mischen und dann Soldaten zu attackieren.

Gefährdete Stützpunkte: Eine neue Angriffstaktik der Aufständischen ist es, sich unter die afghanische Armee zu mischen und dann Soldaten zu attackieren.

(Foto: AP)

Der Sprecher der Internationalen Schutztruppe Isaf, Bundeswehr-General Josef Blotz, sprach von Propaganda der Taliban. Sie versuchten, mit gewalttätigen Übergriffen und Einschüchterung Verunsicherung in die afghanische Bevölkerung zu tragen. Den Aufständischen werde es aber nicht gelingen, die jüngsten Erfolge der afghanischen Armee und der Koalitionstruppen zunichte zu machen. Die Sicherheitsvorkehrungen seien angesichts der Bedrohung abermals erhöht worden, teilte Blotz mit. Derzeit sind mehr als 140.000 ausländische Soldaten unter Nato-Kommando in Afghanistan stationiert, darunter fast 5000 Deutsche.

Taliban unterwandern Armee

In den vergangenen Wochen hatten sich Zwischenfälle gehäuft, bei denen afghanische Soldaten oder Attentäter in Uniform Angehörige der NATO-Truppen angriffen und töteten. So wurden am Mittwoch bei einer Schießerei auf dem Flughafen von Kabul neun US-Bürger getötet, darunter acht Soldaten. Im Februar kamen drei deutsche Soldaten im Außenposten Baglan nahe Kundus ums Leben, als ein afghanischer Soldat das Feuer auf sie eröffnete.

Unsichere Zukunft: 2010 hat es so viele zivile Opfer gegeben, wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Unsichere Zukunft: 2010 hat es so viele zivile Opfer gegeben, wie seit zehn Jahren nicht mehr.

(Foto: AP)

Allerdings geht die NATO bislang nicht davon aus, dass die Taliban hinter dem Angriff vom Mittwoch stecken. "Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen handelte es sich um einen Einzeltäter", erklärte die NATO-Truppe Isaf. "Darüber hinaus wurde keine Verbindung des Schützen mit den Taliban festgestellt." Dennoch werde ein Zusammenhang mit den Taliban nicht völlig ausgeschlossen, die Ermittlungen zu dem Zwischenfall dauerten an.

Das afghanische Verteidigungsministerium bezeichnete den Zwischenfall als Schießerei, die durch einen Streit während einer Dienstbesprechung zwischen den afghanischen und den ausländischen Mitarbeitern des Zentrums ausgelöst wurde. Das Pentagon hingegen sprach von einem Angriff. Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Die Aufständischen versuchen, die afghanischen Sicherheitskräfte zu unterwandern, um Anschläge gegen die internationalen Streitkräfte verüben zu können.

Pentagon sieht Fortschritte

Im vergangenen Jahr hatte die Gewalt am Hindukusch nach dem Sturz der Taliban Ende 2001 einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach Angaben der UNO starben im vergangenen Jahr 2777 Zivilisten – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. 75 Prozent der Opfer seien auf das Konto der Aufständischen gegangen.

Das US-Verteidigungsministerium zeichnete in einem Bericht an den Kongress trotzdem ein positives Bild des Einsatzes. Es habe in den vergangenen sechs Monaten "greifbare Erfolge" gegen die Taliban gegeben, zitierte die "Washington Post" aus dem Bericht. Die Bedingungen für einen baldigen Abzug von US-Truppen seien gut. Das Weiße Haus hatte in einem eigenen Bericht allerdings beschrieben, dass die Taliban sich vor allem im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet festsetzten. Zudem gebe es keine erfolgversprechende Strategie zur Bekämpfung Aufständischer, die sich in Pakistan versteckt halten. Dort haben US- und NATO-Truppen keinen Zugriff.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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