Politik

Loja Dschirga berät US-Abzug Taliban bedrohen Teilnehmer

Aus Angst vor Anschlägen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft.

Aus Angst vor Anschlägen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft.

(Foto: dpa)

Die große Ratsversammlung in Kabul steht unter keinen guten Vorzeichen. Die Taliban drohen den Teilnehmern mit "harten Strafen", doch auch die Opposition boykottiert das Treffen. Wichtigstes Thema ist die weitere Präsenz von US-Truppen in dem Land. Die Afghanen sind derweil laut einer Untersuchung pessimistischer als noch vor einem Jahr.

Mehr als 2000 Delegierte sollen von diesem Mittwoch an auf einer großen Ratsversammlung in Kabul über eine strategische Partnerschaft Afghanistans mit den USA beraten. Zweites Thema der Loja Dschirga knapp drei Wochen vor der Afghanistan-Konferenz in Bonn ist der Friedensprozess mit den radikal-islamischen Taliban, der keinerlei Fortschritte macht. Das von Präsident Hamid Karsai einberufene Treffen, das bis zum Wochenende dauern soll, findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Der Versammlungsort wurde bereits zuvor weiträumig abgeriegelt. Die Taliban haben Teilnehmern der Loja Dschirga mit "harten Strafen" gedroht, falls diese sich für eine langfristige US-Präsenz in Afghanistan aussprechen. Die Dschirga gebe der "illegalen Besetzung" des Landes durch die Amerikaner ein "legales Gesicht", hieß es.

Kritik auch aus der Opposition

Auch aus der Opposition gab es Kritik an der Einberufung der Ratsversammlung. Der einflussreiche Oppositionspolitiker und frühere Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah hatte argumentiert, Beschlüsse sollten durch das Parlament gefällt werden. Er hatte seinen Boykott angekündigt und mitgeteilt, auch andere Oppositionspolitiker würden der Loja Dschirga fernbleiben.

Ein Flüchtlingslager in Kabul: Trotz der Umstände sind viele Afghanen mit ihrem Leben zufrieden.

Ein Flüchtlingslager in Kabul: Trotz der Umstände sind viele Afghanen mit ihrem Leben zufrieden.

(Foto: AP)

Das Abkommen mit den USA soll unter anderem die Präsenz von US-Soldaten nach dem für 2014 geplanten Abzug der NATO-Kampftruppen regeln. Es ist entgegen des ursprünglichen Zeitplans noch nicht fertig ausgehandelt. Die Taliban fordern als Vorbedingung für Gespräche einen Abzug aller ausländischen Truppen.

Vor dem Hintergrund der angespannten Sicherheitslage blicken immer mehr Afghanen pessimistisch in die Zukunft. In einer Untersuchung der Asia Foundation erklärten 35 Prozent der Befragten, die Entwicklung ihres Landes gehe in die falsche Richtung. Das ist eine Steigerung um 8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Afghanen für Verhandlungen

"Sicherheit ist das größte Problem", sagte der Direktor der Asia Foundation, David Arnold. Die Befragten hätten angegeben, dass der Konflikt ihre Zukunftsaussichten erheblich beeinflusse. Neben der Gewalt hätten die Menschen Korruption, schlechte Regierungsführung und Arbeitslosigkeit als Gründe für ihre schlechte Stimmung genannt. An der Studie nahmen 6348 Afghanen aus allen 34 Provinzen teil.

Gleichzeitig unterstützt die große Mehrheit der Teilnehmer nach Angaben der Nichtregierungsorganisation die Bemühungen der afghanischen Regierung, auf dem Verhandlungsweg zu einem Ausgleich mit den Aufständischen zu kommen. Rund 82 Prozent hätten sich für eine politische Lösung ausgesprochen.

Trotz aller Probleme gaben in der Studie allerdings immer noch 46 Prozent an, Afghanistan sei auf einem guten Weg. Eine Mehrheit erklärte zudem, ihre täglichen Bedürfnisse würden befriedigt. So hätten 70 Prozent Zugang zu sauberem Trinkwasser. Mehr als die Hälfte könne sich im Krankheitsfall in einer Klinik behandeln lassen. Rund drei Viertel seien in der Lage, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Quelle: ntv.de, dpa

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