Politik

Tornados abgeflogen Taliban drohen mit Anschlägen

Sechs Tornado-Jets der Bundeswehr sind am Montagvormittag in Richtung Afghanistan gestartet, um dort mit umstrittenen Aufklärungsflügen den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban zu unterstützen. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verabschiedete die Piloten und weitere 200 Soldaten im schleswigschen Fliegerhorst Jagel.

Unterdessen drohen die Taliban mit Selbstmordanschlägen in ganz Afghanistan. "Wir haben Tausende in alle afghanischen Städte geschickt, um die westlichen Truppen und ihre afghanischen Marionetten anzugreifen", sagte Taliban-Militärchef Mullah Dadullah der Nachrichtenagentur Reuters.

"Friedhof für US-Soldaten"

Die Taliban würden Afghanistan in einen "Friedhof für amerikanische Soldaten" verwandeln. Die islamischen Guerilla-Truppen seien gerüstet und ausreichend bewaffnet, um feindliche Truppen über einen langen Zeitraum hinweg zu bekämpfen, erklärte Dadullah weiter.

Nach hohen Verlusten im offenen Kampf sind die Taliban in letzter Zeit verstärkt zur Guerilla-Taktik zurückgekehrt. Seit 2006 hat die Zahl der Selbstmordanschläge nach irakischem Vorbild dramatisch zugenommen. Dabei starben im letzten Jahr fast 4.000 Menschen, darunter 170 ausländische Soldaten. Erst am Sonntag waren bei einem Überfall auf einen Konvoi der afghanischen Armee in der östlichen Provinz Laghman neun Menschen getötet worden, darunter auch Kinder.

Die Taliban und ihre Verbündeten sind vor allem im Süden und im Osten an der Grenze zu Pakistan aktiv. Nach Angaben der afghanischen Regierung hält sich Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar in Pakistan auf. Dadullah bestritt dies. Omar und die Taliban-Führung befänden sich auf afghanischem Gebiet, sagte er.

"Bewegender Moment" in Jagel

Verteidigungsminister Jung sagte bei dem Abschiedsappell vor dem Geschwader "Immelmann", mit den Aufklärungsmaschinen werde die "Wirksamkeit der Stabilisierungs- und Sicherheitsoperationen der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan gesteigert". Damit werde der Schutz der Soldaten, der zivilen Helfer und der Bevölkerung verbessert.

Jung sprach von einem "bewegenden Moment". Bei n-tv sagte er weiter: "Hier geht es darum, dass wir eine neue Aufgabe erfüllen, das heißt, die Fähigkeitslücke der Aufklärung in Afghanistan zu schließen." Er hoffe, "dass erstens unser Auftrag ordnungsgemäß und erfolgreich erfüllt werden kann, dass aber auch zweitens alle nach Auftragserfüllung gesund wieder zurückkehren".

Die mit Spezialkameras ausgestatteten Tornados sollen ab der zweiten Aprilhälfte vom deutschen Hauptquartier im nordafghanischen Masar-i-Scharif zu Aufklärungsflügen starten und Luftbilder aus dem ganzen Land liefern. Jung sagte, so könne die im Süden kämpfende ISAF-Truppe "verhältnismäßiger und angemessener reagieren". Bewaffnet sind die Jets nur zum Selbstschutz. Kritiker lehnen den Einsatz als direkte Kriegsbeteiligung ab.

Zwischenstopp in Saudi-Arabien

Bereits am Morgen waren vier Tornados abgeflogen. Sie sollen nach Angaben aus Bundeswehrkreisen die am Vormittag gestarteten Jets einen Teil der Strecke begleiten, um im Falle technischer Probleme Maschinen austauschen zu können. Am Donnerstag werden die Tornados nach Zwischenstopps in Sardinien und den Vereinigten Arabischen Emiraten in Masar-i-Scharif erwartet. Dort werden nach Angaben der Bundeswehr lediglich sechs Tornados stationiert sein.

Der Bundestag hatte die Entsendung der Flugzeuge Anfang März gebilligt. Deutschland kommt damit einer Anfrage der NATO nach. Aufgabe der sechs so genannten Recce-Tornados ist es, Aufklärungsfotos aus ganz Afghanistan zu liefern und damit den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban zu unterstützen. NATO-Partner hatten Druck auf Deutschland ausgeübt, die ISAF im umkämpften Süden stärker zu unterstützen. Die Bundesregierung lehnt Bodentruppen dafür ab. Derzeit sind bereits rund 3.100 deutsche Soldaten vor allem im Norden des Landes stationiert. Auch dort hatte sich die Sicherheitslage zuletzt deutlich verschlechtert und nach Einschätzung des Bundeskriminalamts praktisch der Situation im umkämpften Süden angeglichen.

Quelle: ntv.de

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