Vormarsch in Pakistan gestoppt Taliban ziehen sich zurück
24.04.2009, 19:51 UhrKämpfer der radikal-islamischen Taliban haben damit begonnen, sich aus dem seit Tagen besetzten Distrikt Buner im Nordwesten Pakistans zurückzuziehen. Der Teilabzug begann, nachdem US-Außenministerin Hillary Clinton Pakistan vorgeworfen hatte, vor den Taliban in die Knie zu gehen. Clinton hatte vor einer "tödlichen Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes und der Welt... " gewarnt, falls die radikalen Islamisten noch weiter in Richtung der Hauptstadt der Atommacht Pakistan vorrückten.
Pakistanische Fernsehsender zeigten Bilder von schwer bewaffneten und maskierten Aufständischen, die Geländefahrzeuge und Lastwagen bestiegen, um sich aus der besetzten Provinz zurückzuziehen. Zuvor hatte ein Regierungsvertreter in der Nordwest-Grenzprovinz erklärt, der radikale Geistliche Maulana Sufi Mohammed habe zugesagt, die Taliban zum Verlassen des Distrikts zu bewegen, der an das unruhige Swat-Tal grenzt. Zu Wochenbeginn hatten Hunderte Taliban-Kämpfer aus Swat auch die Kontrolle in Buner, kaum 100 Kilometer von Islamabad entfernt, übernommen und an strategischen Stellen Befestigungen und Straßenkontrollen errichtet.
Abzug bislang symbolisch
Wie aus pakistanischen Geheimdienstkreisen verlautete, hatten die Taliban fünf Abschnitte der Provinz Buner kontrolliert, sich aber zunächst nur aus einem zurückgezogen. Die restlichen Gebiete kontrollierten sie zunächst weiterhin und unterhielten auch ihre Posten an den Hauptzufahrtsstraßen zur Provinz Buner weiter.
USA warnen Pakistan
"Die Nachrichten der vergangenen Tage waren sehr beunruhigend", sagte ein Sprecher des Weißen Hauses. Wie die "Washington Post" berichtete, hatte Verteidigungsminister Robert Gates zuvor eine scharfe Warnung an die Regierung in Islamabad gerichtet. Die Stabilität des Landes sei entscheidend für die Beziehungen der USA zu der Regierung in Pakistan, so der Minister. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin rief Pakistan dazu auf, sich "aktiv und konsequent mit dem Extremismus auseinanderzusetzen und einen Riegel vorzuschieben".
Pakistans Armeechef Ashfaq Pervez Kiani wies die Vorwürfe zurück. Die Streitkräfte seien "entschlossen, Extremisten auszuschalten, die das Leben friedliebender Bürger bedrohen und die Autorität des Staates herausfordern", so Kiani in einer am Freitag verbreiteten Mitteilung. Pakistanische Regierung und Taliban hatten sich im Februar auf ein umstrittenes Friedensabkommen verständigt, das von Maulana Mohammed vermittelt worden war. Es sieht vor, dass die Regierung das zum Teil drakonische islamische Scharia-Recht im Swat-Tal einführt und ihre Truppen abzieht. Im Gegenzug sollen die Taliban ihre Angriffe und Anschläge einstellen.
Präsident Asif Ali Zardari hatte das Gesetz in der vergangenen Woche gegen den Widerstand der USA unterzeichnet. Ministerpräsident Jusuf Raza Gilani sagte vor Parlamentariern der Nationalversammlung, sollten die Taliban sich nicht an die Vereinbarungen halten, sei Pakistan in der Lage, seine Politik zu revidieren.
Quelle: ntv.de