IG Metall plant für die Zukunft Tarifvertrag "kein Schweizer Käse"
13.06.2002, 10:56 Uhr500 Gewerkschafter, 350 Teilnehmer - die IG Metall hat in Leipzig zur Diskussion über ein "Zukunftsmanifest" geladen.
Ein Manifest, das keines ist, glaubt man zumindest Hans Werner Busch. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall erwartet sich von der Veranstaltung lediglich "vorsichtige Modernisierungsansätze" und "kein Modernisierungspapier".
Nach außen hin signalisiert die IG Metall hingegen Dynamik. In Leipzig wolle die zweitgrößte Gewerkschaft ihre Politik auf den Prüfstand stellen und neue Konzepte entwickeln, lautet der offizielle Grundtenor. Die Gewerkschaft will sich mit neuen Strategien ein attraktiveres Kleid geben.
Der Grund liegt auf der Hand: Angesichts des anhaltenden Mitgliederschwunds ist dringender Handlungsbedarf gefragt. Die IG Metall hat derzeit noch 2,67 Millionen Mitglieder. Tendenz sinkend. Nun sollen vermehrt junge Menschen mobilisiert werden. Vor allem hier verzeichnen die Metaller die größten Einbrüche.
Die IG Metall hat sich bereits auf Ursachenforschung begeben. Mit unterschiedlichen Ergebnissen: Während die einen die sinkende Bedeutung der Gewerkschaften in einem dynamischen Arbeitsmarkt erkannt haben, sehen die anderen, wie etwas Jürgen Peters, Vize-Vorsitzender der Metaller, die Gründe in rein statistischen Verschiebungen. Seine Rechnung: Mehr Arbeitslose, zwangsläufig weniger Mitglieder. Also alles eine Frage der "richtigen" Sichtweise?
Offenbar nicht. Mit dem "Zukunftskongress" von Leipzig will die IG Metall ein Zeichen setzen. Aufgabe der Gewerkschaft sei es, den "Wandel und die Vielfalt zu gestalten", so Metaller-Chef Klaus Zwickel. Dazu gehöre auch eine stärkere betriebliche Differenzierung in der Tarifpolitik und eine moderne Arbeitszeitpolitik.
Konkreter wurde Metaller-Vize Jürgen Peters in seiner Eröffnungsrede. Er warnte vor einer weiteren Untergrabung des Flächentarifs. Dies seien Verträge, die "nicht ausgehöhlt sind wie ein Schweizer Käse". Die Tarifpolitik werde sich auch künfig weder neoliberalen noch angeblich ökonomischen Zwängen unterordnen.
Eine scharfe Note richtete Peters in diesem Zusammenhang an die Adresse von CDU/CSU und FDP. Wer den Tarifvorrang "kaputt machen" wolle, müsse mit Gegenwehr rechnen.
Quelle: ntv.de