Der Krieg nach dem Krieg Tausende Tote im Irak
30.10.2005, 17:09 Uhr26.000 Iraker sind nach US-Angaben in den vergangenen knapp zwei Jahren Opfer von Rebellenangriffen geworden. Die Zahlen über Tote und Verletzte veröffentlichte das US-Verteidigungsministerium auf seiner Internetseite. Sie zeigen zugleich einen dramatischen Anstieg der Rebellen-Anschläge.
Die Opferzahl stieg auch am Wochenende weiter. So riss am Samstag ein als Dattelverkäufer getarnter Selbstmordattentäter in der Kleinstadt Howaider 30 Menschen mit sich in den Tod. Als sich eine Menschenmenge um den mit den Früchten beladenen Lkw scharrte, zündete er den Sprengsatz. 42 Menschen wurden verletzt. Bei zwei weiteren Angriffen wurden am Sonntag ein Regierungsberater und sein Fahrer sowie zwei Leibwächter des stellvertretenden Handelsministers getötet. US-Außenminister Donald Rumsfeld warnte vor weiteren Anschlägen vor der für Dezember geplanten Parlamentswahl.
Wurden zwischen Januar und März 2004 täglich im Schnitt 26 Iraker bei Anschlägen getötet, waren es zwischen dem 29. August und 16. September dieses Jahres 64 Iraker. 650 Iraker wurden im Schnitt verletzt. Angaben über irakische Opfer durch Angriffe der US-geführten Truppen machte das Ministerium nicht. Es hatte in der vergangenen Woche den Tod des 2000. Seit Beginn des Krieges im März 2003 im Irak gefallenen US-Soldaten bekannt gegeben. "Schätzungsweise 80 Prozent aller von Aufständischen verübten Anschlägen richten sich gegen die Koalitionstruppen, aber 80 Prozent aller Opfer sind Iraker", heißt es in dem Bericht. Die Zahl der Anschläge sei in dem genannten Zeitraum von rund 200 in der Woche auf rund 650 gestiegen.
"Es könnte natürlich einen Anstieg der Anschläge vor der Dezemberwahl geben", sagte Rumsfeld in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Der Druck, der auf die Aufständischen ausgeübt werde, zeige jedoch Wirkung, fügte er hinzu. Eine große Zahl hochrangiger Vertreter der Extremistengruppe Al-Kaida oder des Moslemextremisten Abu Mussab al-Sarkaui würde gefangen genommen oder getötet. Das Land werde in den nächsten Monaten Fortschritte machen, zeigte er sich optimistisch.
Am Wochenende starben mindestens 34 Menschen bei neuen Angriffen. Unter den Opfern der massiven Explosion in der hauptsächlich von schiitischen Moslems bewohnten Kleinstadt Howaider waren viele Händler und Menschen, die nach Sonnenuntergang die Atmosphäre des täglichen Fastenbrechens genießen wollten. Dies gilt während des Fastenmonats Ramadan als feierlicher Abschluss des Tages. Um den mit Datteln beladenen Lkw hatte sich der Polizei zufolge eine große Menschenmenge versammelt, als der Attentäter den Sprengsatz zündete. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.
Im Norden der Hauptstadt Bagdad wurde ein Berater des irakischen Kabinetts und sein Fahrer von Aufständischen in seinem Auto getötet. Der stellvertretende Handelsminister Kais Dauud Hassan wurde durch Schüsse verwundet. Zwei seiner Leibwächter seien ums Leben gekommen, sechs weitere sowie ein Passant wurden verletzt.
Quelle: ntv.de