Washington und London warnen Terrorgefahr in Deutschland
24.09.2009, 07:38 UhrDie Regierungen der USA und Großbritanniens rufen ihre Bürger angesichts der jüngsten Terrordrohungen von Al Kaida gegen Deutschland zur Wachsamkeit bei Reisen in die Bundesrepublik auf.
Das US-Außenministerium riet in einer Mitteilung, etwa bei Besuchen von öffentlichen Plätzen oder der Auswahl von Hotels und Restaurants das "Ausmaß an vorhandener Sicherheit" in Betracht zu ziehen. Auch das britische Außenministerium wies seine Bürger auf eine erhöhte Terrorgefahr in Deutschland rund um die Bundestagswahl hin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sieht jedoch keine Gefahr für Besucher aus dem Ausland. "Ich habe keinen Anlass für solche Reisewarnungen feststellen können", sagte Steinmeier in Berlin.
London sprach aber trotz der jüngsten Drohungen des islamistischen Terrornetzwerks Al Kaida keine direkte Warnung für Reisen nach Deutschland aus. Das Ministerium berichtete von verschärften Sicherheitsvorkehrungen vor der Wahl am Sonntag und von einer allgemeinen Terrorbedrohung in Deutschland. Als mögliche Ziele von Terrorattacken werden öffentliche Plätze erwähnt, die von ausländischen Reisenden besucht werden.
Das US-Außenministerium riet den Reisenden, sich vorzusehen und "gute Sicherheitspraktiken" anzuwenden. So sollte man sich in Deutschland seines Umfelds bewusst sein und sich unauffällig verhalten. Weiter wird dazu geraten, die Nachrichten zu verfolgen.
"Keine konkreten Hinweise"
Flughäfen und Bahnhöfe in Deutschland stehen seit der Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen in der vorigen Woche unter besonderer Beobachtung. Die Terror-Drohungen seien aber nach wie vor abstrakt, hieß es aus Sicherheitskreisen. Es gebe auch keine konkreten Hinweise für geplante Anschläge mit Boden-Luft-Raketen auf Passagier-Maschinen. Die "Bild"-Zeitung berichtete dagegen von einem "Horror-Szenario", wonach Terroristen versuchen könnten, einen Jumbo-Jet über Frankfurt oder einer anderen deutschen Großstadt zum Absturz zu bringen. Experten des Bundesnachrichtendienstes gingen davon aus, dass Al Kaida Boden-Luft-Lenkwaffen habe, die nach Deutschland gelangt sein könnten, so "Bild".
In einer am 18. September im Internet aufgetauchten Video-Botschaft hatte die Terrororganisation den sofortigen Abzug aller deutschen Soldaten aus Afghanistan gefordert. Andernfalls drohe nach der Bundestagswahl am 27. September ein "böses Erwachen". Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, hatte aber am Mittwoch gesagt, dass er auch nach einem weiteren, am Dienstagabend aufgetauchten Propaganda-Video von Al Kaida "keine zusätzlich neue Bedrohungslage erkennen" könne. Die Behörden nähmen die Bedrohung durch islamische Terroristen und ihre neuen Botschaften sehr ernst. Ziercke betonte aber, man reagiere angemessen, besonnen und mit Augenmaß. Eine "konkrete Bedrohungslage" habe man nach wie vor nicht.
"Sicherheitsgefühl der Bürger verstärken"
Vor allem an den deutschen Flughäfen ist die Polizei verstärkt präsent: Nach Angaben der Bundespolizei sind besonders geschützten Fahrzeuge etwa in München, Frankfurt, Düsseldorf und Köln/Bonn unterwegs. Vielerorts sind Mitarbeiter mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen auf Streife, so am Flughafen Hamburg und auf den Bahnhöfen der Hansestadt. "Ziel ist, das Sicherheitsgefühl der Bürger zu verstärken und mögliche Attentäter zu verunsichern, sagte ein Sprecher der zuständigen Bundespolizei in Hannover.
Unterdessen rief der Zentralrat der Muslime in Deutschland die hier lebenden Muslime zum Widerstand gegen den Terror auf. In einem Gastbeitrag für "Welt-Online" fordert der Generalsekretär Aiman Mazyek den Staat auf, Geld für Programme und Beratungsstellen für Muslime bereitzustellen, die zum Extremismus neigen. Nötig seien Aussteigerprogramme, wie es sie schon für Rechtsextremisten gebe.
Quelle: ntv.de, dpa