Peking greift wieder durch Tibet-Aktivisten festgenommen
08.08.2007, 13:41 UhrNur wenige Stunden vor dem feierlichen Beginn des Countdowns ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking sind zwei tibetische Unabhängigkeitsaktivisten festgenommen worden. Lhadon Tethong aus Kanada und Paul Golding seien auf dem Weg zur Zeremonie auf dem Tian'anmen-Platz gewesen, als die Sicherheitskräfte zugegriffen hätten, berichtete eine Sprecherin der in New York ansässigen Organisation "Studenten für ein freies Tibet" (SFT) aus Hongkong. Die SFT-Vizedirektorin Lhadon hatte Peking seit sieben Tagen besucht und vergeblich ein Gespräch mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, gesucht.
Bis zu 30 Beamte in Zivil hatten die Aktivistin verfolgt, die ihren Besuch in einem Internet-Blog dokumentierte. Das Schicksal der beiden war ebenso ungeklärt wie das von sechs Aktivisten, die am Vortag an der Großen Mauer gegen die chinesische Herrschaft in Tibet protestiert hatten. Das Außenministerium teilte nur mit, sechs Ausländer seien "in illegale Aktivitäten in China verwickelt" gewesen. Die Demonstranten aus den USA, Kanada und Großbritannien hatten ein Spruchband enthüllt, das mit der Aufschrift "Eine Welt, ein Traum - befreit Tibet 2008" das Motto der Spiele abgewandelt hatte.
Die Sprecherin der "Studenten für ein freies Tibet", Kate Woznow, kritisierte, dass das IOC sich bis heute nicht mit Vertretern ihrer Gruppe getroffen habe. "Es zeigt die fehlende Bereitschaft des IOC, die Themen anzugehen, die es versprochen hat anzusprechen." Die Aktion an der Großen Mauer, an der auch SFT-Mitglieder beteiligt waren, sollte darauf aufmerksam machen, dass China die Spiele benutze, um seine "illegale Besetzung zu legitimieren". Nach dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee 1951 in Tibet hatte sich die kommunistische Volksrepublik das größte Hochland der Erde als autonome Region einverleibt
Volker Beck, Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Obmann im Menschenrechte-Ausschuss des Bundestages, forderte bei n-tv, mehr auf die Einhaltung der Menschenrechte zu drängen: "Die internationale Staatengemeinschaft, das Internationale Olympische Komitee und die Sportverbände müssen jetzt einfach den Druck auf China erhöhen." Bislang habe Peking seine Zusicherung, die Menschenrechtssituation vor den Olympischen Spielen zu verbessern, nicht eingehalten.
Die Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation amnesty international, Barbara Lochbihler, kritisiert bei n-tv zudem die Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit in China. "Hier wird sehr stark Zensur ausgeübt. Journalisten, die kritisch berichten oder die ihre Informationen ins Internet setzen, werden inhaftiert." Auch gebe es eine "exzessive Verhängung der Todesstrafe". Im letzten Jahr habe es allein über tausend Hinrichtungen gegeben. "Und auch hier steht zu befürchten, dass wir im Vorfeld der Olympischen Spiele eine Verschärfung der Menschenrechtsprobleme noch bekommen." Lochbihler äußerte die Hoffung, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Chinabesuch Ende des Monats für Menschenrechte einsetzen werde.
Quelle: ntv.de