Humanitäres Desaster droht Tibetische Klöster isoliert
24.03.2008, 12:47 UhrBei den Protesten gegen die chinesische Herrschaft in Tibet sind nach jüngsten Angaben der Exilregierung mindestens 130 Demonstranten getötet worden. Vor allem aus den östlichen und nordöstlichen Teilen Tibets seien weitere Meldungen über Todesopfer eingegangen, sagte ein Sprecher der tibetischen Exilregierung im indischen Dharamsala. Bislang war die tibetische Seite von etwa 100 getöteten Demonstranten ausgegangen. Die chinesische Regierung hat dagegen lediglich 18 Tote bestätigt.
Auch soll es trotz eines Truppenaufmarsches erneut zu vereinzelten Protesten in von Tibetern bewohnten Gebieten Westchinas gekommen sein. Nach Angaben exiltibetischer Organisationen hätten hunderte Tibeter am Samstag und Sonntag in den Provinzen Gansu und Qinghai demonstriert. Nach Augenzeugenberichten seien in dem Ort Xiapagou in Gansu nach Zusammenstößen von rund 1000 Demonstranten mit Sicherheitskräften mehrere Tibeter verletzt worden. Später seien junge Tibeter und tibetische Mönche geflohen, um einer Verhaftung zu entgehen. Erneute Proteste wurden auch aus der Präfektur Malho sowie dem Kreis Manra in Qinghai gemeldet.
Präsenz weiter erhöht
Berichten zufolge haben chinesische Sicherheitskräfte ihre Präsenz in den tibetischen Regionen in den vergangenen Tagen weiter erhöht. Klöster seien umstellt und die Lebensmittel- und Wasserversorgung teilweise abgeschnitten worden. "Hier droht eine humanitäre Katastrophe, da den Mönchen auch ein Verlassen der Klöster verweigert wird", teilte der Vorsitzende der deutschen Tibet Initiative, Wolfgang Grader, mit. Über einen Vertrauensmann, der telefonischen Kontakt in die Region habe, habe die in Berlin ansässige Initiative erfahren, dass die großen Klöster Zentraltibets - Drepung, Ganden und Sera - von der Versorgung abgeschnitten worden seien.
Zudem werde verletzten Tibetern die medizinische Versorgung vorenthalten, sagte Grader. Krankenhäusern und Ärzten sei es nach Informationen der tibetischen Exilregierung verboten, Tibeter medizinisch zu versorgen. Vor allem im Osten Tibets hielten die Proteste an, hieß es. In Lhasa dagegen gebe es massenhafte Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Tausende Menschen würden in chinesische Gefängnisse auch außerhalb Tibets gebracht.
Kaum Informationen
Nach der Ausweisung der ausländischen Journalisten aus Tibet dringen kaum noch unabhängig überprüfbare Informationen nach außen. Während die chinesische Regierung keine Journalisten mehr in Unruheregionen lässt, wird westlichen Medien vorgeworfen, die Lage nicht richtig darzustellen oder absichtlich Tatsachen zu verdrehen. Eine Gruppe chinesischer Intellektueller bemängelte dagegen umgekehrt, dass in Chinas Staatsfernsehen vor allem tibetische Demonstranten in Lhasa gezeigt würden, wie sie chinesische Läden und Behörden angriffen. Die Berichterstattung heize die Feindseligkeiten an und verschärfe eine ohnehin gespannte Situation, hieß es in einem offenen Brief, der im Internet verbreitet wurde.
Quelle: ntv.de