Politik

Dauerproblem Arbeitslosigkeit "Tiefes Tal der Tränen"

Das konjunkturelle Tief und die Probleme auf dem Arbeitsmarkt werden sich nach Ansicht führender Wirtschaftsexperten weiter ausweiten. "Wir durchlaufen ein tiefes Tal der Tränen", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann. Es sei zu erwarten, dass die Zahl der Erwerbslosen im Durchschnitt deutlich über vier Millionen liegen werde. Das DIW rechnet in seiner jüngsten Prognose mit 4,04 Millionen Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2002. Die Arbeitslosenquote werde 9,5 Prozent betragen, im kommenden Jahr 9,2. Das DIW geht damit von rund 150.000 Arbeitslosen mehr aus als die Bundesregierung, die mit mit 3,89 Millionen Beschäftigungslosen rechnet. Auf ähnliche Zahlen wie das DIW kommt das Hamburger Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA).

DIW: Permanentes Wachstumsproblem

Das Land habe kein kurzfristiges Konjunktur-, sondern ein permanentes Wachstumsproblem, sagte HWWA-Präsident Thomas Straubhaar. Er verglich das Land mit einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte: Die Republik könne sich aus dem Dilemma nicht alleine befreien, sondern sei auf Hilfe angewiesen. Druck und somit Hilfe komme von der Europäischen Union. Schon in der Vergangenheit seien Dank der Wettebwerbsgesetze der Gemeinschaft Energie-, Transport- und Telekommunikationsmonopole in Deutschland gefallen, dem Briefmonopol stehe ein ähnliches Ende bevor.

Die Zahl der Arbeitslosen sinkt hierzulande nach allgemeiner Einschätzung erst bei einem Wirstchaftswachstum von mehr als zwei Prozent. Diese Beschäftigungsschwelle wird nach Einschätzung von DIW-Konjunkturexperte Gustav Horn aber auch längerfrsitig nicht überschritten.

Nach Informationen von HWWA-Präsident Straubhaar leidet "Deutschland unter einer permanenten Wachstumsschwäche". Die Hoffnung auf mehr Wachstum gründe sich alleine darauf, dass die amerikanische Konjunktur an Fahrt gewinne.

DIW und HWWA) korrigierten unterdessen ihre Prognosen für das laufende Jahr nochmals nach unten. Erst ab 2003 sehen beide Institute einen Aufschwung. Wegen der schwächelnden Konjunktur rechnen die Experten aus Hamburg in diesem Jahr lediglich mit einem Wachstum von noch Prozent. Das DIW setzt seine Erwartungen noch tiefer an und hat seine Prognose um einen halben Prozentpunkt auf 0,6 gesenkt.

Nach dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung nahm unterdessen auch die Bundesregierung frühere Wachstumsprognosen zurück. Berlin rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einer Wachstumsrate von rund 0,75 Prozent, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Angaben aus der Regierung berichtet.

In dem für Ende des Monats anstehenden Jahreswirtschaftsbericht werde nur noch mit einer Wachstumsrate für das laufende Jahr gerechnet, wie sie auch für das abgelaufene Jahr angesetzt worden war. Ursprünglich hatte die Bundesregierung das Wachstum 2002 auf rund 1,25 Prozent geschätzt.

Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hatte jüngst in Asien erklärt, er rechne mit einer Belebung der deutschen Konjunktur noch im ersten Quartal oder im Übergang vom ersten zum zweiten Quartal 2002.

Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" wird Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die Annahme von 3,89 Mio Arbeitslosen Ende Januar nach oben korrigieren. Sein Ministerium bezeichnete den Bericht als "Spekulation", dementierte ihn aber nicht.

Quelle: ntv.de

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