Verhaftung auf dem Rollfeld Times-Square-Bomber angeklagt
04.05.2010, 20:09 UhrDrei Tage nach dem Anschlagsversuch am Times Square gelingt den Ermittlern der Durchbruch. Das FBI nimmt auf dem Rollfeld des New Yorker Flughafens einen verdächtigen US-Bürger fest. Der in Pakistan geborene Shahzad gesteht das Attentat, will aber allein gehandelt haben. Pakistan sagt den USA jegliche Unterstützung zu.
Nach dem Anschlagsversuch am New Yorker Times Square ist der von den US-Behörden festgenommene Verdächtige offiziell angeklagt worden. Faisal Shahzad muss sich wegen Terrorismus vor Gericht verantworten, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Der Beschuldigte gab demnach im Verhör an, er habe den Umgang mit Sprengsätzen in Pakistan erlernt. Der aus Pakistan stammende US-Bürger war auf dem New Yorker Flughafen festgenommen worden, als er nach Dubai fliegen wollte. US-Justizminister Eric Holder kündigte an, dass sich Shahzad auch wegen des versuchten Einsatzes von Massenvernichtungswaffen vor Gericht verantworten muss.
Die Justiz wirft Shahzad vor, am Samstagabend ein Auto mit einer selbst gebastelten Bombe am Times Square abgestellt zu haben. Die New Yorker Ermittler hatten in dem Tatauto offenbar eine Fülle von Spuren gefunden, die auf den 30-Jährigen hindeuteten. Nach Behördenangaben hatte er den grünen Nissan Pathfinder eine Woche vor dem Anschlagsversuch gekauft und 1300 Dollar in bar dafür bezahlt.
Beschuldigter gesteht Attentat
Shahzad hatte seine Beteiligung an dem Attentat gestanden. "Wir haben von ihm nützliche Informationen bekommen", sagte Holder. "Es war klar ein Terrorangriff, um Amerikaner zu töten. An einem der belebtesten Plätze sollten so viele wie mögliche unschuldige Touristen und Theaterbesucher ermordet werden", sagte Holder. "Er wollte Tod und Zerstörung in das Herz Manhattans bringen."
"Er hat gestanden, den Geländewagen gekauft, den Sprengsatz zusammengebaut, ihn in das Auto gelegt, den Wagen dort geparkt und den Platz verlassen zu haben", sagte ein Ermittler. Damit habe der 1979 in Kaschmir geborene Shahzad sozusagen alle Vorwürfe eingestanden.
Pakistan sagt jegliche Unterstützung zu
Ein Sprecher des Außenministeriums in Islamabad sagte, Außenminister Shah Mahmood Qureshi habe US-Botschafterin Anne W. Patterson bei einem Treffen jede denkbare Unterstützung zugesagt. "Unsere Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten gegen Terrorismus ist ein konstanter und andauernder Prozess, und wenn die Vereinigten Staaten unsere Unterstützung bei diesem speziellen Thema brauchen, werden wir alles tun was wir können", sagte der pakistanische Ministeriumssprecher.
Unterdessen wurden in Pakistan zwei Verdächtige festgenommen. Sie seien am Dienstag in Karachi gefasst worden, nachdem sie Telefonate mit einem in New York festgenommenen Verdächtigen geführt hätten, erklärten Vertreter der pakistanischen Sicherheitsbehörden.
Flug 202 gestoppt
Shahzad saß bereits an Bord der Emirates Airways für Flug 202 nach Dubai, als er gefasst wurde, berichtete die "New York Times" online. Mit ihm wurden nach Angaben der Zeitung weitere drei Männer in Gewahrsam genommen. Bei einem soll es sich um einen Mitbewohner in Shahzads Wohnung in der Kleinstadt Bridgeport (US-Bundesstaat Connecticut) unweit von New York handeln. Über die beiden anderen lagen zunächst keine Informationen vor. Der Rundfunksender NPR berichtete, dass Shahzad erst vor kurzem die US-Staatsbürgerschaft angenommen hatte. US-Präsident Barack Obama wurde noch in der Nacht über die Entwicklung unterrichtet.
In dem am New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen geparkten Auto des Terrorverdächtigen, einem weißen Geländewagen, stellte die Polizei laut "New York Times" eine Waffe sicher. Der pakistanische Nachrichtensender DawnNews berichtete, die US-Behörden hätten die zuständigen pakistanischen Stellen darüber informiert, dass der Verdächtige aus Karachi stamme. Shahzad sei am 3. Juli vergangenen Jahres mit der in Dubai beheimateten Fluglinie Emirates nach Karachi und am 3. August zurück in die USA geflogen.
Auto führte zum Verdächtigen
Die Justizbehörde in New York teilte mit, der Verdächtige habe am Samstag das Auto mit der Bombe auf den vor allem bei Touristen beliebten Platz im Theaterviertel von Manhattan gefahren. Die Ermittler waren ihm am Montag über das Auto auf die Spur gekommen. Er hatte den Wagen erst vor drei Wochen in Connecticut gekauft und bar bezahlt. Von der Verkäuferin des Autos hatten die Ermittler auch die Handy-Nummer des Verdächtigen und über abgehörte Gespräche erfahren, dass er sich ins Ausland absetzen wollte.
Shahzad hatte die Kennnummer des 17 Jahre alten Geländewagens unter der Frontscheibe beseitigt, nicht aber die Kennzeichnung auf dem Motorblock. Sie führte die Fahnder zu der Verkäuferin, die den Gesuchten als Mann arabischer oder lateinamerikanischer Herkunft beschrieb. Über das Foto, das von ihm als neuem US-Bürger gemacht worden war, konnte Shahzad identifiziert werden, berichtete NPR.
Gut gekleideter Nachbar
Ermittler untersuchten die Wohnung des Terrorverdächtigen in Bridgeport. Dorthin war Shahzad der "New York Times" zufolge im vergangenen Jahr gezogen. Zuvor habe er drei Jahre mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern im benachbarten Shelton gewohnt, bestätigte eine Nachbarin. Shahzad habe ihr gesagt, er arbeite an der Wall Street. Tatsächlich sei er jeden Morgen gut gekleidet aus dem Haus gegangen, sagte die Frau der Zeitung.
Shahzad ist laut NPR einer von einem Dutzend Ausländern mit US-Pass oder Greencard, die in den vergangenen zwei Jahren wegen Terrorverdachts festgenommen wurden. Unter ihnen sind der Pakistaner Daood Gilani, der in Chicago den Namen David Coleman Headley annahm und mit einem geplanten Anschlag auf eine dänische Zeitung in Verbindung gebracht wird, sowie der Busfahrer Najibullah Zazi in Denver, der sich im Februar zu einem geplanten Attentat auf die New Yorker U-Bahn bekannte.
Ein Polizist hatte am Samstagabend (Ortszeit) nach dem Hinweis eines Straßenhändlers mitten auf dem Times Square einen Geländewagen entdeckt, in dem ein Karton qualmte. Die Polizei räumte den Platz, auf dem es stets von Menschen wimmelt, und ließ den Wagen von Bombenexperten untersuchen. Die Spezialisten fanden einen Sprengsatz aus Propangasflaschen und Benzinkanistern, der jedoch nicht explodiert war. Der Platz wurde stundenlang gesperrt, Menschen kamen nicht zu Schaden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts