Politik

Per Handyvideo aus dem Krankenhaus Timoschenko ruft zum Umsturz auf

Julia Timoschenko soll eigentlich keine Möglichkeit erhalten, in den Wahlkampf einzugreifen.

Julia Timoschenko soll eigentlich keine Möglichkeit erhalten, in den Wahlkampf einzugreifen.

Eigentlich verhindert die ukrainische Justiz, dass sich Julia Timoschenko öffentlich politisch äußert. Doch ihr Anwalt schafft es, ein wackeliges Handyvideo aufzunehmen, in dem sie die aktuelle Regierung als "Mafia" bezeichnet. Die Behörden reagieren – ebenfalls per Handyvideo.

Der früheren ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ist es mit Hilfe eines Anwalts gelungen, vor den Parlamentswahlen in einem Monat aus ihrer Haft heraus einen Appell zum Umsturz zu veröffentlichen. Ihre Partei verbreitet ein Video, in dem Timoschenko die Führung unter Präsident Viktor Janukowitsch als "Mafia" brandmarkt.

"Ich wende mich an alle! Wenn Ihr jetzt nicht begreift, dass das Verbrechen und die Mafia in der Ukraine regieren, wird euch später nichts mehr schützen können!", sagt die seit mehr als einem Jahr inhaftierte Politikerin in ihrem gewohnt energischen Ton. Die Bevölkerung solle die "kriminelle Gruppe" bei den Wahlen am 28. Oktober "stürzen".

Timoschenko warf Janukowitsch vor, ihr das Leben zur "Hölle" gemacht zu haben. Sie werde "jeden Tag psychologisch und körperlich unter Druck gesetzt". Das Video wurde mit einem Handy im Krankenhaus in Charkiw aufgenommen, wo Timoschenko seit Mai wegen eines Bandscheibenvorfalls behandelt wird.

Die Justizverwaltung veröffentlichte ihrerseits ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Timoschenko mit Vehemenz ihr Recht auf den Empfang von Besuchern vertritt. Die Ex-Regierungschefin schlägt immer wieder mit den Absätzen ihrer Schuhe gegen eine Tür. Sie sitzt die meiste Zeit auf einem Rollator, zeitweise steht sie aber auch vor der Tür.

Timoschenko sitzt derzeit wegen Amtsmissbrauchs während ihrer Zeit als Ministerpräsidentin eine siebenjährige Gefängnisstrafe ab. Ende August hatte das oberste ukrainische Berufungsgericht das Urteil gegen sie bestätigt. Timoschenko kann daher nicht selbst bei den Wahlen Ende Oktober antreten.

Quelle: ntv.de, AFP

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