Wie Taliban in Afghanistan Tornados gegen G8-Gegner
12.06.2007, 17:19 UhrDie Bundeswehr hat während der Proteste gegen das G8-Treffen in Heiligendamm mit Tornado-Aufklärungsflugzeugen auch ein Camp der Gipfelgegner ausgespäht. Das Verteidigungsministerium bestätigte am Dienstag den Einsatz von zwei Tornados über der Region um den Sicherheitszaun rund um den Tagungsort. Jets dieser Art werden derzeit in Afghanistan zur Aufklärung im Kampf gegen die Taliban eingesetzt.
Eines der Flugzeuge habe das Protestcamp Reddelich am Dienstag vergangener Woche in der geringsten zugelassenen Flughöhe von 150 Metern überflogen und dabei Luftaufnahmen gemacht, erklärte das Ministerium in einer Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele. Die Flüge seien im Rahmen der technischen Amtshilfe vom Organisationsstab G8-Gipfel des Landes Mecklenburg-Vorpommern beantragt worden. Ziel sei gewesen, das dabei gewonnene Bildmaterial mit Aufnahmen abzugleichen, die im Mai über dem Gebiet angefertigt worden seien. Damit habe man etwa Manipulationen an wichtigen Straßenabschnitten feststellen wollen, argumentierte das Ministerium. Das Bildmaterial wurde den Angaben zufolge an die Sicherheitsbehörden weitergegeben.
Bewohner des Camps, in dem sich während der Gipfelproteste Tausende Globalisierungsgegner aufhielten, hatten berichtet, einer der Tornados sei im extremen Tiefflug - "so, dass man die Nieten sehen konnte" - auf das Camp niedergestoßen und habe danach in einer scharfen Kurve abgedreht. Bürger hatten Ströbele davon in Kenntnis gesetzt, dass am 5. Juni gegen 11 Uhr ein Bundeswehrflugzeug im Tiefflug über den Ort geflogen war.
Ströbele bewertete den Tornado-Einsatz als verfassungswidrig. "Es überschreitet alle Grenzen zulässiger technischer Amtshilfe für die Polizei, wenn mit Aufklärungs-Kampfjets wie in Afghanistan eingesetzt nun Demonstrationen ausgeforscht werden", erklärte der Abgeordnete.
Zum Schutz des Treffens der Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrienationen in Heiligendamm waren rund 16.000 Polizisten eingesetzt worden. Im weiten Umkreis um das Gelände war ein Sicherheitszaun errichtet worden.
Quelle: ntv.de