"Die Arbeit geht los" Tornados sicher gelandet
05.04.2007, 08:44 UhrDie Aufklärungs-Tornados der Bundeswehr sind in Afghanistan angekommen. Alle sechs Maschinen seien am Donnerstagmittag sicher in Masar-i-Scharif gelandet, sagte der Sprecher des Einsatzgeschwaders, Hartmut Beilmann, in Berlin. Sie sollen am Montag der NATO unterstellt werden und zunächst Trainingsflüge absolvieren. Vom 15. April an sollen die Flugzeuge einsatzbereit sein und die im Süden des Landes kämpfende Internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) unterstützen.
Der Auftrag der deutschen Piloten lautet, Bilder von Taliban-Stellungen zu machen und NATO-Partnern zur gezielten Bekämpfung zur Verfügung stellen. An Kampfeinsätzen sollen sie sich nicht beteiligen. Bewaffnet sind die Jets nur zum Selbstschutz. Kritiker in Deutschland lehnen den Einsatz als direkte Kriegsbeteiligung ab.
Beilmann sagte, die rund 200 in Masar-i-Scharif stationierten Soldaten des Geschwaders "Immelmann" würden nun schnellstmöglich die Einsatzbereitschaft der Jets herstellen. "Sie freuen sich darauf, dass die Arbeit nun endlich losgeht." Für den Einsatz gelte eine "24-Stunden-Bereitschaft an sieben Tagen in der Woche bis zum 13. Oktober".
Dann läuft das Mandat ebenso wie das Mandat für die Beteiligung der Bundeswehr an der ISAF aus. Der Bundestag wird möglicherweise dann über eine Zusammenlegung der beiden Mandate beraten.
Die Maschinen waren am Montag im schleswigschen Fliegerhorst Jagel gestartet und hatten Zwischenstopps in Sardinien und den Vereinigten Arabischen Emiraten eingelegt. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte die Piloten und weitere 200 Soldaten des Geschwaders "Immelmann" verabschiedet.
"Frieden sichernde Maßnahme"
Vor der Ankunft der Tornados begrüßte der afghanische Außenminister den umstrittenen Einsatz ausdrücklich. "Das ist eine Frieden sichernde Aufgabe" sagte Rangin Dadfar Spanta der ARD. "Wir sind Deutschland sehr dankbar. Das ist eine gute Entscheidung für Deutschland und für Afghanistan." Wer das Leben "von Afghanen, von deutschen Zivilisten und auch Soldaten" schützen wolle, müsse in der Lage sein, Bewegungen von Terroristen aufzuklären.
3.100 Bundeswehrsoldaten in Nordafghanistan
Der Bundestag hatte die Entsendung der Flugzeuge Anfang März gebilligt. Deutschland kommt damit einer Anfrage der NATO nach. NATO-Partner hatten Druck auf Deutschland ausgeübt, die ISAF im umkämpften Süden stärker zu unterstützen. Die Bundesregierung lehnt Bodentruppen dafür ab. Derzeit sind bereits rund 3.100 deutsche Soldaten vor allem im Norden des Landes stationiert. Auch dort hatte sich die Sicherheitslage zuletzt deutlich verschlechtert und nach Einschätzung des Bundeskriminalamts praktisch der Situation im umkämpften Süden angeglichen.
Schäuble: Keine höhere Gefährdung
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wies Vorwürfe zurück, Deutschland werde durch den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr immer mehr zum Ziel von Terroristen. Deutschland sei zwar gefährdet, aber nicht durch die Beteiligung am Kampf gegen den internationalen Terrorismus, sagte Schäuble dem "Handelsblatt". Wer so argumentiere, verwechsle Ursache und Wirkung. Auch als Deutschland sich noch nicht im Anti-Terror-Kampf engagiert habe, hätten schon Terroristen hier im Land gelebt. Schäuble bezog sich damit auf die Todespiloten vom 11. September 2001, von denen einige vorher in Hamburg gelebt hatten.
Afghanistan habe Anspruch auf Solidarität, betonte der CDU-Politiker. "Da kann Deutschland nicht sagen, wir machen nur zivile Aufbauhilfe. Die anderen sollen sich um den Rest kümmern." Die Entführer zweier Deutscher im Irak hatten am Dienstag erneut mit der Ermordung ihrer Geiseln gedroht, sollte die Bundeswehr nicht binnen zehn Tagen aus Afghanistan abziehen.
Mehrheit der Deutschen sieht das anders
Die Mehrheit der Deutschen befürchtet jedoch, dass durch die Entsendung der Flugzeuge die Gefahr wächst, dass islamistische Terrorgruppen in Deutschland Racheakte ausführen könnten. Nach einer aktuellen forsa-Umfrage für n-tv befürchten 74 Prozent solche Racheakte; 22 Prozent haben keine derartigen Befürchtungen.
Besonders häufig befürchten Frauen (80 Prozent), ältere Bürger ab 60 Jahren (84 Prozent) sowie Anhänger der Linkspartei (86 Prozent) Racheakte islamistischer Terrorgruppen als Antwort auf den Tornado-Einsatz.
n-tv zeigt diese und andere Ergebnisse heute um 18.30 Uhr sowie am Freitag um 12.30 Uhr in der Sendung n-tv forsa.
Quelle: ntv.de