Polizei schießt scharf Tote in Bangkok
13.04.2009, 12:23 UhrDer Machtkampf in Thailand zwischen Regierung und Oppositionellen ist in Bangkok in Straßenschlachten ausgeartet. Das Militär rückte mit Tränengaskanonen und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Diese setzten ihrerseits Autoreifen und Fahrzeuge in Brand und attackierten die anrückenden Soldaten mit Brandsätzen und Wurfgeschossen. Als einige Demonstranten einen gekaperten Bus in die Soldatenmenge lenken wollten, eröffneten die Soldaten das Feuer.
Zwei Menschen kamen bei den Zusammenstößen ums Leben. "Es gab am Regierungssitz eine schwere Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Anwohnern", sagte der dem Regierungschef beigeordnete Minister Satit Wonghnongtaey im thailändischen Fernsehen. Dabei hätten drei Anwohner Schussverletzungen erlitten, von denen einer im Krankenhaus den Verletzungen erlegen sei, sagte Satit. Der zweite Tote war nach Angaben eines Krankenhaussprechers ein 19-jähriger Mann, der eine Schussverletzung am Bauch erlitt. Laut der jüngsten Bilanz gab es 101 Verletzte.
Reisehinweise verschärft
Ein Ende der Konfrontation ist bislang nicht abzusehen. Die Regierung appellierte im Fernsehen an Ausländer und Touristen, Ruhe zu bewahren. Die Armee sei dabei, wichtige Infrastruktureinrichtungen und die Flughäfen zu sichern, hieß es in einer in englischer Sprache verlesenen Botschaft.
Das Auswärtige Amt in Berlin hat derweil seine Reisehinweise für Thailand wegen der Auseinandersetzungen zwischen Militärs und Regierungsgegnern verschärft. "Von nicht notwendigen Reisen nach Bangkok sollte abgesehen werden", hieß es auf der Internetseite des Außenministeriums.
Appell an Opposition
Regierungschef Abhisit Vejjajiva beschwor die Regierungsgegner, friedlich abzuziehen. Der Oberbefehlshaber General Songkitti Chakkrabat trat an die Öffentlichkeit und warnte, die Truppen würden "alle möglichen Mittel" anwenden, um den Frieden in der Hauptstadt wieder herzustellen. Nichts dergleichen geschah. "Wir werden uns dem Militär entgegenstellen", sagte einer der Anführer, Jakrapob Penkair. "Wir bewegen uns keinen Schritt", sagte der Steinmetz Chaiya Chaiwichayakul. "Was wollen sie tun? Uns alle töten?" Am Regierungsgelände hat sich der harte Kern der Demonstranten, rund 10.000 Menschen, hinter Straßensperren verbarrikadiert.
Die Europäische Union rief zu einem Gewaltverzicht auf. Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft beobachte die Unruhen mit "großer Sorge", hieß es in einer Mitteilung in Brüssel. Die Präsidentschaft rief die Demonstranten auf, auf Gewalt in den Straßen zu verzichten, da die Spannungen so noch mehr aufgeladen würden.
Ausnahmezustand nach Gipfel
Regierungschef Abhisit hatte am Sonntag den Ausnahmezustand verhängt, um dem Aufstand gegen seine Regierung ein Ende zu machen. Bereits am Samstag hatten Demonstranten Thailands Regierung schwer blamiert, als diese im Badeort Pattaya ein Gipfeltreffen der asiatisch-pazifischen ASEAN-Organisation mit Regierungschefs aus 16 Staaten abbrechen musste. Die hochrangigen Gäste mussten mit Helikoptern vor den Protestierern in Sicherheit gebracht werden.
Wegen des Ausnahmezustands dürfen eigentlich nicht mehr als fünf Menschen zusammenstehen, doch trotzten die Regierungsgegner in ihren roten T-Shirts der Verordnung. Über Nacht strömten weitere tausende in die Hauptstadt. Am frühen Morgen begann das Militär mit dem Vormarsch und räumte mehrere Straßenkreuzungen gegen den Widerstand der Demonstranten.
Thaksin stachelt an
Angefeuert werden die Demonstranten von dem 2006 vom Militär gestürzten und flüchtigen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Er rief sie am Sonntagabend in einer Botschaft aus dem Exil zu einem Volksaufstand auf. Die Regierungsgegner wollen die Regierung zum Rücktritt zwingen. Thaksins Parteigänger hatten die Wahlen im Dezember 2007 gewonnen. Sie waren aber im vergangenen Jahr durch monatelange Proteste und ein umstrittenes Gerichtsurteil aus dem Amt getrieben worden.
Quelle: ntv.de