Palästinenser-Machtkampf Treffen in Mekka
29.01.2007, 07:04 UhrUnter dem Eindruck eskalierender Gewalt zwischen den verfeindeten Palästinenser-Gruppen Hamas und Fatah hat Saudi-Arabiens König Abdullah deren Führer nach Mekka eingeladen. Bei einem Dringlichkeitstreffen in der Großen Moschee sollten die Meinungsverschiedenheiten in neutraler Umgebung ohne Einfluss von außen diskutiert werden, zitierte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA aus einem Brief des Monarchen. Hamas und Fatah nahmen die Einladung zu dem Treffen an, für das es aber noch keinen Termin gibt. Bei Kämpfen zwischen beiden Gruppen kamen seit Freitag rund 30 Menschen ums Leben.
"Was zurzeit im Land unserer palästinensischen Brüder geschieht, dient nur den Feinden der islamischen und arabischen Nationen", hieß es in dem Brief Abdullahs. Zudem verunsichere es die internationale Gemeinschaft, die das gerechte Anliegen der Palästinenser respektiere. Ein Sprecher des palästinensischen Außenministerium erklärte, die Regierung begrüße die großzügige Haltung Saudi-Arabiens. Ein Berater von Präsident Mahmud Abbas sagte, die Fatah sei bereit für ein solches Treffen. Vor einer Woche hatte Abbas versucht, bei einem Treffen in Damaskus mit dem Chef des Hamas-Politbüros, Chaled Maschaal, den Streit zu entschärfen. Danach hieß es, weitere Treffen seien nötig.
Nach ihrem Wahlsieg im Januar 2006 löste die Hamas mit Ministerpräsident Ismail Hanija die bis dahin regierende Fatah von Abbas ab. Seither kam es wiederholt zu Machtkämpfen zwischen Anhängern beider Gruppen. Die jüngsten Bemühungen zur Bildung einer Einheitsregierung gerieten wegen der Gewalt ins Stocken.
Am Sonntag ging die jüngste Gewaltwelle in ihren vierten Tag. Schulen blieben geschlossen. Viele Bewohner, die in schwer umkämpften Straßen wohnten, flüchteten in ruhigere Gebiete. Andere wiederum wagten sich aus Angst um ihre Leben nicht aus dem Haus. Augenzeugen zufolge nahmen Scharfschützen der Fatah ihre Gegner von Dächern aus unter Beschuss, Hamas-Kämpfer erwiderten das Feuer. Jüngstes Opfer wurde ein Mitglied der Hamas-geführten Polizei. Nach Hamas-Darstellung erschossen Mitglieder der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden der Fatah den Mann.
Hanija forderte Abbas auf, die Fatah-Kämpfer aus den Straßen abzuziehen. Ein Fatah-Sprecher erwiderte jedoch, die Hamas sei Schuld an den Auseinandersetzungen. Hamas-Politiker wiederum warfen Abbas erneut vor, mit seiner Forderung nach vorgezogenen Präsidenten- und Parlamentswahlen einen Staatsstreich zu beabsichtigen. Abbas unternahm diesen Vorstoß im Dezember, nachdem Gespräche über eine Einheitsregierung erfolglos blieben.
Quelle: ntv.de