Politik

Twitter-Welle schwappt weiter Trend geht zu "fickdichberlin"

Stuttgart 21, Bundeskanzlerin Merkel, Bankenkrise - ein Ausschnitt aus den deutschen Tweets.

Stuttgart 21, Bundeskanzlerin Merkel, Bankenkrise - ein Ausschnitt aus den deutschen Tweets.

Wegen der anhaltenden Schuldenkrise in den USA und der vermeintlichen Unfähigkeit der dortigen Parteien platzt einem Journalisten der Kragen. Unter dem Stichwort "#fuckyouwashington" stellt er die politische Elite per Twitter an den Pranger. Zehntausende folgen seinem Beispiel. Deutsche Nutzer übernehmen das Prinzip - und nutzen "#fickdichberlin".

Der US-amerikanische Journalist und Netzaktivist Jeff Jarvis hat im Internet-Dienst Twitter eine digitale Revolte gegen das politische Washington losgetreten. Empört über die Unfähigkeit von Regierung und Kongress, eine Lösung für die sich zuspitzende Schuldenkrise zu finden, ließ er alle Zurückhaltung fahren und polterte in dem Online-Kurznachrichtendienst öffentlich: "Hey ihr Arschlöcher in Washington. Das ist unser Land, unsere Wirtschaft, unser Geld." Die Entrüstung fand ein zehntausendfaches Echo, schnell war dafür der Hashtag "#fuckyouwashington" gefunden.

Unter diesem Stichwort kritisieren die Twitter-Anwender nun vor allem die Republikaner, die im Streit um das Schuldenlimit jede Form von Steuererhöhungen - auch für Superreiche - prinzipiell ablehnen. Aber auch der demokratischen Partei und US-Präsident Barack Obama werden in vielen Tweets Versagen vorgeworfen.

US-Journalist Jeff Jarvis ist wütend.

US-Journalist Jeff Jarvis ist wütend.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Das ist explodiert, wie ich es nie hätte vorhersagen können", schrieb Jarvis in seinem Blog buzzmachine.com. Die Erschütterung der "Explosion" war bis nach Deutschland spürbar. Über das an die US-Version angelehnte Hashtag #fickdichberlin" drücken inzwischen auch deutschsprachige Nutzer ihre Unzufriedenheit mit der Regierung aus. Im Minutentakt kommen Kurznachrichten Unzufriedener über Twitter.

"Für Merkels rotzigen Spruch"

So schreibt "TippXgirls Süd": "#fickdichberlin, weil ihr für Somalia nur 13 Mio. spendet und den Ackermännern und [..] Banken Milliarden in den Schlund schmeißt". Ähnlich äußert sich "webrebell", der auf die monatelange Diskussion über die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze hinweist: "#fickdichberlin, weil ihr wegen 5€ für Bedürftige Monate lang streitet, Banken aber Milliarden umgehend zugesagt werden." Auch aktuelle Äußerungen werden kommentiert – etwa von "BerndJoel", der twittert: "#fickdichberlin für Merkels rotzigen Spruch wegen mieser Umfragewerte: 'Es wird ja nur alle vier Jahre gewählt'". Das hatte die Bundeskanzlerin bei ihrem Abschied in den Urlaub gesagt - als Reaktion auf die anhaltend miesen Umfragewerte der schwarz-gelben Koalition.

In den USA wehrt sich Jarvis derweil ebenfalls über Twitter gegen Kritik aus dem konservativen Lager an der drastischen Sprache: "Das "fuck" in #fuckyouwashington ist politische Sprache, höchst angemessene politische Sprache." Vulgär sei es nicht, diesen Begriff zu verwenden, sondern, die Wirtschaft um politischer Interessen willen zu ruinieren. Falls es bis zum 2. August keine Einigung über die Erhöhung des Schuldenlimits von derzeit 14,3 Billionen Dollar (zehn Billionen Euro) geben sollte, droht den USA die Zahlungsunfähigkeit.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa

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