Nach Drohnen-Vorfall in Polen Trump verliert Geduld mit Putin: "Sie neigt sich dem Ende zu"
12.09.2025, 16:25 Uhr Artikel anhören
In Alaska hatte Trump seinem russischen Pendant Putin noch den roten Teppich ausgerollt.
(Foto: REUTERS)
Das Eindringen vieler russischer Drohnen in den Luftraum Polens ruft scharfe Reaktionen hervor. Kanzler Merz sieht eine "ernsthafte Gefährdung des Friedens in ganz Europa". US-Präsident Trump zieht hingegen zunächst ein Versehen Russlands in Betracht. Nun sendet er eine andere Botschaft gen Moskau.
US-Präsident Donald Trump verliert im Ukraine-Konflikt nach eigenen Worten allmählich die Geduld mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Sie neigt sich dem Ende zu, und zwar schnell", sagte Trump in einem Interview des Fernsehsenders Fox News. "Wir werden sehr, sehr stark vorgehen müssen", fügte er hinzu.
Trump nannte die Entwicklung "erstaunlich". Erst habe Putin einen Frieden schließen wollen, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aber nicht. Dann habe Selenskyj zugestimmt, aber Putin nicht. "Jetzt will Selenskyj, und bei Putin steht ein Fragezeichen", fügte der Präsident hinzu.
Zuvor hatte der US-Präsident am Donnerstag in Washington gesagt, beim Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum könne es sich um ein Versehen gehandelt haben. Polen widersprach der Einschätzung Trumps. "Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Versehen war. Aber das war er nicht. Und wir wissen das", schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk auf X.
Der offene Widerspruch aus Warschau ist ungewöhnlich - Polen zählt zu den engsten Verbündeten der USA in Europa. "Von einem Versehen kann keine Rede sein - das ist ein absichtlicher russischer Angriff gewesen", sagte der stellvertretende polnische Verteidigungsminister Cezary Tomczyk. Die Regierung in Warschau wertet den Vorfall als Versuch Russlands, die Reaktionsfähigkeit Polens und der Nato zu testen.
Polen hatte am Mittwoch mit Unterstützung anderer Nato-Staaten Drohnen abgeschossen, die in seinen Luftraum eingedrungen waren. Russland hatte erklärt, seine Streitkräfte hätten zum Zeitpunkt des Drohnen-Vorfalls Ziele in der Ukraine angegriffen und nicht beabsichtigt, Polen zu treffen.
Nach dem Vorfall hatte Deutschland angekündigt, die Luftraumüberwachung über Polen auszuweiten. Inzwischen sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin zwei Alarmrotten rund um die Uhr im Einsatz.
"Ernsthafte Gefährdung des Friedens in ganz Europa"
Bereits am Mittwoch hatte Bundeskanzler Friedrich Merz erklärt, dass er die Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen nicht für ein Versehen halte. Er sehe in diesen Vorfällen "eine ganz ernsthafte Gefährdung des Friedens in ganz Europa". Auch Frankreich will sich nach Angaben seines Präsidenten Emmanuel Macron "am Schutz des polnischen Luftraums beteiligen".
Zudem wollte sich der UN-Sicherheitsrat auf Antrag Polens mit dem Thema befassen. Für den Freitagnachmittag setzte die Nato in ihrem Hauptquartier in Brüssel eine Pressekonferenz mit Generalsekretär Mark Rutte und dem militärischen Oberbefehlshaber in Europa, US-General Alexus Grynkewich, an.
Verschärfte Sanktionen gegen Russland erwähnte Trump in dem Interview mit Fox News nicht. Die USA und die EU hatten zuletzt über gemeinsame Strafmaßnahmen beraten. Ein US-Regierungsvertreter sagte danach, Trump habe mögliche Strafzölle zwischen 50 und 100 Prozent für Abnehmer russischen Öls wie China und Indien angesprochen. Allerdings müsse die EU mitziehen. Gegen Indien hatte Trump die US-Importzölle wegen Ölkäufen aus Russland bereits auf 50 Prozent verdoppelt.
Quelle: ntv.de, gut/rts/AFP