Granaten trotz Waffenruhe Truppen beschießen Saleh-Rivalen
21.09.2011, 14:05 Uhr
		                      Beim Protesten gegen die Regierung kamen über 70 Menschen ums Leben.
(Foto: dpa)
Ungeachtet einer verkündeten Waffenruhe liefern sich Anhänger und Gegner des jemenitischen Staatschefs Saleh gewaltsame Auseinandersetzungen. In der Hauptstadt Sanaa nehmen Regierungstruppen die Häuser der beiden wichtigsten Rivalen des Präsidenten unter Beschuss.
Eine in Jemen vereinbarte Waffenruhe hat nicht einmal zwölf Stunden gehalten. In der Hauptstadt Sanaa sind trotz der Vereinbarung Mörsergranaten nahe eines Oppositionslagers abgefeuert worden. Zwei Geschosse trafen eine Straße, auf der Tausende von Demonstranten ein Zeltlager aufgeschlagen hatten, berichtete der Sender Al Arabija. Den Angaben zufolge gab es keine Toten.
Am Dienstag hatte das staatliche Fernsehen berichtet, dass eine Waffenruhe nach der jüngsten Gewalt zwischen den Sicherheitskräften der Regierung und Regimegegnern vereinbart worden sei. Seit Sonntag hatten die seit Monaten andauernden Unruhen im Jemen zugenommen.
Regierungstruppen nahmen auch die Häuser der beiden wichtigsten Rivalen von Präsident Ali Abdullah Saleh unter Granatenbeschuss. Die lokale Nachrichtenwebsite "Marib Press" meldete, aus den Trümmern des Hauses von Scheich Hamid al-Ahmar seien zahlreiche Verletzte und auch mehrere Tote geborgen worden. Ebenfalls beschossen wurde den Angaben zufolge das Haus von General Mohsen al-Ahmar.
Scheich Hamid al-Ahmar von der oppositionellen Islah-Partei ist ein wohlhabender Geschäftsmann. Er wird als möglicher Nachfolger Salehs gehandelt. Einige Beobachter verdächtigen ihn, die Jugendrevolte gegen den seit 1978 regierenden Saleh für seine eigenen Zwecke auszunutzen. General Mohsen al-Ahmar hatte sich mit seiner Armee-Einheit nach Beginn des Aufstandes von Saleh losgesagt und erklärt, er werde fortan die Protestbewegung schützen.
Laut "Marib Press" versprach der General in einem Gespräch mit dem UN-Gesandten Dschamal bin Omar in Sanaa, seine Einheit werde "Zurückhaltung" üben, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Seit Beginn dieser Woche sollen in Sanaa mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen sein. Die meisten von ihnen wurden von den Regierungstruppen getötet.
Seit Ausbruch der Proteste gegen das Saleh-Regime im Jemen haben Sicherheitskräfte nach Schätzungen von Menschenrechtlern rund 500 Demonstranten getötet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP