Kinder nicht Darfur-Waisen Tschad erhebt Anklage
30.10.2007, 08:19 UhrNach dem vereitelten Transport afrikanischer Kinder nach Europa hat die Staatsanwaltschaft im zentralafrikanischen Tschad Anklage gegen sechs Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Arche de Zo" erhoben. Den sechs Franzosen sowie drei französischen Journalisten, die mit ihnen gereist waren, wird vorgeworfen, 103 Kinder entführt zu haben. Tschadische Sicherheitskräfte hatten am vergangenen Donnerstag den Versuch vereitelt, die Kinder auszufliegen. Sieben Mitarbeiter einer spanischen Fluggesellschaft und zwei Tschader sind als Komplizen angeklagt.
Nach Angaben des französischen Außenministeriums sind die meisten der Kinder nicht - wie von "Arche de Zo" behauptet - Waisen aus der sudanesischen Krisenregion Darfur. Vielmehr hätten sie Eltern und stammten aus dem benachbarten Tschad, sagte ein Sprecher in Paris. "Arche de Zo" hatte bislang behauptet, sie habe Papiere von den Dorfchefs, die belegten, dass die Kinder elternlos seien.
Der britische Sender BBC berichtete, inzwischen werde befürchtet, dass die tschadischen Behörden in der Grenzstadt Abch, in der die Europäer festgehalten werden, nicht mehr für die Sicherheit der Gruppe garantieren könnten. Sie sollten daher in ein Gefängnis verlegt werden, wahrscheinlich in der Hauptstadt N'Djamena. Eine BBC-Reporterin, die mit einer Gruppe anderer Journalisten die Festgenommenen sehen, aber nicht interviewen durfte, sagte, einer der Franzosen habe offensichtlich unter Schmerzen gelitten und durch Gesten signalisiert, dass er geschlagen worden sei.
Nach der französischen Regierung kritisierte auch die EU-Kommission die vereitelte Aktion von "Arche de Zo" scharf. "Dies ist ein Einzelfall, dies ist das Ergebnis eines inakzeptablen Verhaltens", sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Die Hilfsorganisation habe nichts mit der EU-Kommission zu tun. "Wir wollen sehr klar machen: Das ist kein Projekt der EU und es gibt kein EU-Geld für diese Organisation." Die EU-Kommission arbeite im Tschad "seit langem mit einer Reihe von Nicht-Regierungsorganisationen, die in einer sehr schwierigen Umgebung äußerst professionell arbeiten".
"Arche de Zo" hatte nach eigenen Angaben zwei Monate eingeplant, um die Kinder auszusuchen, die sie bei französischen Gastfamilien unterbringen wollte. Der Anwalt von "Arche de Zo" räumte unterdessen ein, dass die Aktion einen "anarchischen Charakter" gehabt habe.
Die Aktion von "Arche de Zo", die auch in anderen afrikanischen Staaten Aufsehen erregte, könnte nach Befürchtungen von Experten den Tschad-Einsatz von EU-Truppen erschweren. Die EU will von November an eine rund 2.500 Mann starke Schutztruppe für Bürgerkriegsflüchtlinge im Tschad einsetzen. Alleine Frankreich soll 1.500 Soldaten stellen, Irland 350 und Polen 300. Schweden, Belgien, Österreich und Spanien haben kleinere Kontingente zugesagt. Deutschland beteiligt sich nicht an der Truppe.
Quelle: ntv.de