Vorwürfe aus Moskau Tschetschene festgenommen
30.10.2002, 08:22 UhrDie dänischen Justizbehörden haben völlig überraschend den Tschetschenen-Sprecher Achmed Sakajew festgenommen und ein Auslieferungsverfahren auf Begehren Russlands eingeleitet. Moskau wirft dem "persönlichen Sondergesandten" des im Untergrund lebenden tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow vor, an der Vorbereitung der Moskauer Geiselnahme sowie an Terroraktionen zwischen 1996 und 1999 beteiligt gewesen zu sein.
Die dänische Justizministerin Lene Espersen sagte, Sakajew werde nicht ausgeliefert, wenn ihm in Russland die Todesstrafe drohe. Zu den bislang aus Russland übermittelten Dokumeten sagte sie: "Es muss noch viel besseres Beweismaterial auf den Tisch kommen, ehe wir die Auslieferung beschließen."
Die zuständige Haftrichterin verfügte wegen Fluchtgefahr 13 Tage Untersuchungshaft. Der 1959 geborene Sakajew hatte vor der Festnahme zwei Tage lang unbehelligt an einem "Tschetschenischen Weltkongress" in Kopenhagen teilgenommen und sich dabei auch wie alle anderen Teilnehmer von der Geiselnahme in dem Moskauer Musical-Theater distanziert.
"Friedliches Ende der Geiselnahme vereitelt"
Sakajew hatte bei der Konferenz schwere Vorwürfe gegen die russische Regierung erhoben. Der Kreml habe die gewaltsame Beendigung der Geiselnahme angeordnet, obwohl die Geiselnehmer über Mobiltelefon in der Nacht zuvor erklärt hätten, dass sie alle Geiseln am nächsten Morgen freilassen wollten.
Die Behörden hätten die Erstürmung angeordnet, damit "die Tschetschenen nicht zu Helden werden konnten ". Auch nach Angaben russischer Offiziere fiel die Entscheidung zum Zugriff unabhängig von der Lage im Musical-Theater.
Quelle: ntv.de