Rebellen rücken Richtung Westen vor Türkei will in Libyen vermitteln
28.03.2011, 13:53 UhrDie Aufständischen in Libyen rücken nach Westen in Richtung Tripolis vor. Sie stoßen dabei auf massiven Widerstand, werden aber von der westlichen Militärkoalition unterstützt. Derweil erkennt Katar als erstes arabisches Land die libysche Übergangsregierung an und die Türkei will zwischen den Aufständischen und Gaddafi vermitteln.
Als erstes arabisches Land hat Katar den Nationalen Übergangsrat der Rebellen als einzigen legitimen Repräsentanten Libyens anerkannt. Dies teilte das katarische Außenministerium mit. Zur Begründung hieß es, die Führung der Aufständischen vertrete alle Regionen Libyens und werde von der Bevölkerung akzeptiert. Der Übergangsrat setzt sich aus 31 Vertretern der Opposition in den wichtigsten Städten des nordafrikanischen Landes zusammen und fungiert de facto als Regierung der Aufständischen.
Nach Frankreich ist das Emirat das zweite Land, das den Nationalrat als rechtmäßigen Vertreter Libyens anerkennt. Neben den Vereinigten Arabischen Emiraten beteiligt sich Katar auch an der Durchsetzung der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Flugverbotszone über Libyen.
Türkei bietet Vermittlung an
Unterdessen erklärte sich die Türkei bereit, zwischen den Aufständischen und Machthaber Muammar al Gaddafi zu vermitteln. Sollten beide Seiten dies wünschen, werde sein Land "die notwendigen Maßnahmen ergreifen", um im Rahmen von NATO, Arabischer Liga und Afrikanischer Union die Vermittlerrolle zu übernehmen, sagte Regierungschef Recep Tayyip Erdogan.
Die Türkei, das einzige muslimische NATO-Mitglied, steht dem internationalen Militäreinsatz kritisch gegenüber. Sie nimmt am Dienstag an einer internationalen Libyen-Konferenz in London teil, zu der auch US-Außenministerin Hillary Clinton erwartet wird.
Aufständische rücken nach Westen vor

Ein Kampfjet der Vereinigten Arabischen Emirate startet von der NATO-Basis auf Sardinien zum Einsatz in Libyen.
(Foto: dpa)
Unter dem Schutz der westlichen Militärkoalition schreitet der Vormarsch der Rebellen in Libyen voran. Nach Einnahme der strategisch wichtigen Ölhäfen im Osten des Landes rückten die Aufständischen in der Nacht zum Montag gegen Sirte, Gaddafis Heimatstadt, vor. Dort trafen sie allerdings auf Widerstand von Regierungstruppen. Noch stünden die Rebellen etwa 120 Kilometer östlich der Stadt, hieß es aus Quellen in Tripolis. Die Stadt dürfte von den Rebellen ohne neuerliche Luftunterstützung durch die westliche Allianz schwer zu erobern sein, heißt es.
Die westliche Militärkoalition flog am Montagmorgen erneut Angriffe auf Stellungen Gaddafi-treuer Truppen in Sirte. Staatliche Medien berichteten von insgesamt neun Explosionen in der Mittelmeerstadt. Auch gegen die Hauptstadt Tripolis seien Luftschläge geführt worden. Gaddafis Artillerie beschoss indes die Stadt Al-Sintan südwestlich von Tripolis mit Raketenwerfern vom Typ Grad, berichtete Al-Dschasira unter Berufung auf einen Oppositionssprecher.
Rund 200 Gaddafi-treue Soldaten ergaben sich in der Ölförderstadt Dschalu, 400 Kilometer südlich von Bengasi im Landesinneren, den Aufständischen, nachdem sie von den entlang der Mittelmeerküste abziehenden Truppen abgeschnitten worden waren.
NATO übernimmt das Kommando
Am Sonntag hatten die NATO-Staaten das vollständige Kommando über den Militäreinsatz in Libyen übernommen. "Die NATO-Verbündeten haben entschieden, die gesamte Militäroperation im Rahmen der UN-Resolution zu übernehmen", sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nach einem mehrstündigen Treffen der 28 Mitgliedsstaaten. Ziel sei es, Zivilisten zu schützen, die von Gaddafis Streitkräften bedroht würden. Es werde bis zu 72 Stunden dauern, bis der Führungswechsel umgesetzt werden könne. Der Einsatz werde vom kanadischen General Charles Bouchard geleitet, teilte die NATO weiter mit.
Bisher war die Allianz nur für die Durchsetzung der Flugverbotszone verantwortlich. Jetzt hat sie auch die Führung über die Luftangriffe auf Gaddafi-Bodentruppen inne. Derzeit werden diese Einsätze noch von einer Koalition geflogen, die von den USA, Großbritannien und Frankreich angeführt wird. Die komplette Übernahme des Kommandos durch die NATO war bisher an Unstimmigkeiten über die politische Kontrolle der Mission zwischen Frankreich und der Türkei gescheitert.
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa