Kompetenzkonflikt in Polen Tusk stellt Kaczynski kalt
10.10.2008, 17:13 UhrIn Polen ist ein heftiger Kompetenzstreit zwischen Regierungschef Donald Tusk und Staatspräsident Lech Kaczynski um die Teilnahme am bevorstehenden EU-Gipfel ausgebrochen. Der Ministerpräsident bestimme die Zusammensetzung polnischer Delegationen für den Europäischen Rat, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Regierungsbeschluss. Nach Brüssel werde eine "Regierungsdelegation" reisen, die Teilnahme des Präsidenten sei nicht vorgesehen, hatte Tusk in Paris gesagt.
Kaczynski erklärte, es gebe wenigstens zwei Themen, den EU- Reformvertrag und Georgien, bei denen er die "geeignetere Person" als Tusk sei. Zudem habe er bei der Bewältigung der Aufgaben für Polen mehr "Vitalität". Wenn er nach Brüssel reise, werde er "selbstverständlich" der polnischen Delegation vorstehen.
Außenminister Radoslaw Sikorski sagte, der nächste EU- Gipfel sei ein "Routine-Treffen" über Fragen wie das Klimapaket, für die Regierungen zuständig seien. Er sehe daher keinen Grund, den "Herrn Staatspräsidenten um Hilfe zu ersuchen." Das Staatsoberhaupt könne nicht gegen den Willen der Regierung zum EU-Treffen fahren.
Nach Angaben des Fernsehsenders TVP will die Regierung jetzt das Verfassungsgericht anrufen, um den Streit endgültig zu klären. Seit Tusks Amtsantritt im vergangenen Herbst war es wiederholt zu Kompetenzkonflikten zwischen ihm und dem Präsidenten gekommen. Beide Politiker gelten als Hauptrivalen bei der Präsidentenwahl 2010.
Quelle: ntv.de