Millionen Kinder ohne Schulzugang UNESCO schlägt Alarm
25.11.2008, 18:16 UhrFür Millionen von Kindern weltweit gibt es derzeit keine Chance auf eine ausreichende Schulbildung. Dies gilt nach Studien der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, UNESCO, nicht nur für Kinder in armen Entwicklungsländern, sondern auch etwa für Behinderte, die vom normalen Schulbetrieb ausgeschlossen bleiben. Das wurde am ersten Tag der 48. Weltbildungsministerkonferenz in Genf deutlich, auf der bis Freitag rund 1400 Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Experten Bildungsfragen diskutieren.
Etwa 75 Millionen Kinder im Grundschulalter gehen nicht zur Schule, davon etwa ein Drittel allein in Schwarzafrika, heißt es in einem Bericht mit dem Titel "Ungleichheit überwinden: warum politisches Handeln zählt". "Die ungleichen Chance bei der Bildung fördern Armut, Hunger und Kindersterblichkeit, zudem vermindern sie die Möglichkeiten des Wirtschaftswachstums", warnte UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura.
Immer noch können 776 Millionen Erwachsene weltweit nicht lesen und schreiben - 16 Prozent der Weltbevölkerung. Nach wie vor sind zwei Drittel der Analphabeten Frauen. Setzt sich die aktuelle Entwicklung fort, werden im Jahr 2015 immer noch über 700 Millionen Menschen Analphabeten sein. Mindestens 29 Millionen Kinder dürften auch im Jahr 2015 nicht wie verlangt eine Schule besuchen. Dabei handle es sich sogar um Schätzungen, die die großen Krisen etwa in Afrika, wie derzeit im Sudan oder Kongo, gar nicht mit einbezögen. Allein in Schwarzafrika müssten 3,8 Millionen neue Lehrer eingestellt werden, um bis 2015 allen Kindern eine Grundschulbildung zu ermöglichen.
Verschiedenste Gruppen von Ausgrenzung bedroht
Auf der Weltbildungsminister-konferenz steht die Ausbildung Behinderter im Vordergrund. Sie sind insgesamt benachteiligt und sollen besser in das Bildungssystem integriert werden. Dort gibt es den Fachbegriff der "inklusiven Bildung", die es allen Menschen in gleichem Maße ermöglichen soll, sich auf hohem Niveau zu bilden und ihr Potenzial zu entwickeln. Derzeit sind weltweit verschiedenste Gruppen von Ausgrenzung betroffen oder bedroht, zum Beispiel körperlich oder geistig behinderte Kinder, Migranten, Straßenkinder und Opfer von Gewalt.
Für Deutschland verwies die schleswig-holsteinische Ministerin für Bildung und Frauen, Ute Erdsiek-Rave (SPD), darauf, dass "ein Wechsel der pädagogischen Blickrichtung" vonnöten sei. "Der Blick geht weg von der Fixierung auf Fehler, Defizite und Probleme, und er wendet sich - im Sinne eines ganzheitlichen Lernverständnisses - zunehmend der einzelnen Persönlichkeit und ihren Möglichkeiten zu." Das könne "inklusive Bildung" leisten, sagte Erdsiek-Rave.
Quelle: ntv.de