Politik

Afghanistan für Kinder "schlimmster Platz der Welt" UNICEF schlägt Alarm

Der neunjährige Shamshad  verlor seinen Vater im Bürgerkrieg. Aus Armut gab ihn seine Mutter in einem Weisenhaus ab. Hinter ihm hängt eine Landkarte Afghanistans.

Der neunjährige Shamshad verlor seinen Vater im Bürgerkrieg. Aus Armut gab ihn seine Mutter in einem Weisenhaus ab. Hinter ihm hängt eine Landkarte Afghanistans.

(Foto: dpa)

Trotz internationaler Milliardenhilfen für Afghanistan verbessert sich die Lage der Kinder seit der Vertreibung der radikalislamischen Taliban vor acht Jahren kaum. "Afghanistan ist für Kinder der schlimmste Platz der Welt", sagt eine Abgeordnete.

"Die Kindersterblichkeit ist die höchste weltweit", sagte die Vertreterin des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Catherine Mbengue, in Kabul. Sie verwies darauf, dass 70 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hätten. Fast jedes dritte Kind müsse arbeiten gehen und 43 Prozent der Mädchen würden vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet, sagte Mbengue.

Viele Kinder werden bei Anschlägen verletzt.

Viele Kinder werden bei Anschlägen verletzt.

(Foto: dpa)

"Afghanistan ist für Kinder der schlimmste Platz der Welt", sagte die afghanische Abgeordnete Fausia Kofi. Am meisten leiden Kinder ihren Angaben zufolge unter sexuellem Missbrauch. Dieser habe enorm zugenommen, weil die Behörden nicht in der Lage seien, die Schuldigen zu verfolgen. Unter anderem gegen Angehörige von Polizei und Armee werden immer wieder Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs laut. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des deutschen EU-Diplomaten Hansjörg Kretschmer knapp 1460 solcher Missbrauchsfälle registriert. "Aber es ist klar, dass dies nur die Spitze eines Eisbergs ist", sagte der Vertreter der EU-Kommission in Afghanistan, wo die Hälfte der Bevölkerung jünger ist als 15 Jahre.

Leichte Verbesserungen sieht der EU-Diplomat im Bereich der Bildung. Inzwischen besuchten immerhin sechs bis sieben Millionen afghanische Kinder eine Schule, sagte Kretschmer. Dennoch sei die finanzielle Hilfe für Kinder nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. "Ein Kind, das ihnen auf der Straße lächelnd ein paar Bonbons verkauft hat Besseres verdient", sagte Kretschmer. "Wenn nichts geschieht, steht dem Land eine düstere Zukunft bevor."

Quelle: ntv.de, AFP

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