Afghanistan fordert Opfer US-Armee erlebt blutigsten Monat
30.07.2010, 17:28 Uhr
Ein US-Hubschrauber holt einen verwundeten Soldaten ab.
(Foto: AP)
Tod statt Sicherheit, Eskalation statt Frieden: Die Lage in Afghanistan wird für die US-Armee immer bedrohlicher. Die Militärs erleben den wohl heftigsten Monat seit Ausbruch des Krieges gegen die Taliban. Immer mehr Soldaten sterben.
Der Juli 2010 war nach einer Zählung des US-Fernsehsenders CNN für die amerikanischen Streitkräfte der bislang blutigste Monat in dem seit fast neun Jahren andauernden Afghanistan-Krieg. In dem nun endenden Monat seien mindestens 63 US-Soldaten dem Konflikt zum Opfer gefallen. Vor wenigen Stunden starben zwei Männer der US-Army durch eine versteckte Bombe am Straßenrand und ein weiterer ausländischer Soldat durch eine Attacke der Taliban im Süden des Landes.
Wie CNN berichtete, waren erst am Vortag drei US- Soldaten bei einem Bombenanschlag getötet worden. Die Internationale Schutztruppe ISAF bestätigte zudem den Tod von drei Soldaten, allerdings ohne Einzelheiten zu nennen.
Wie die ISAF weiter mitteilte, starben bei Anschlägen zudem 13 afghanische Zivilisten. Mindestens sechs Menschen seien bei einem Angriff von radikal-islamischen Aufständischen in der südöstlichen Provinz Ghasni getötet worden. Sieben weitere kamen bei der Explosion von Sprengsätzen in den Provinzen Ghasni, Paktia und Kandahar ums Leben. Auch diese Zwischenfälle ereigneten sich am Donnerstag.
Die Zahl der in Afghanistan getöteten NATO-Soldaten ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Laut der Zählung des unabhängigen Internetdienstes icasualties.org verloren seit Jahresbeginn 405 ausländische Soldaten ihr Leben. Im Juli starben bislang insgesamt 85 Mitglieder der internationalen Streitkräfte. Der Vormonat Juni war mit 102 Toten, darunter 60 Amerikanern, der bislang blutigste Monat für US- und NATO-Truppen seit Beginn des Einsatzes Ende 2001.
US-Präsident Barack Obama stockt die amerikanischen Truppen am Hindukusch vorübergehend um 30.000 Mann auf. Bereits im Juli 2011 will er aber schon mit dem Abzug von Soldaten beginnen. Angesichts des mangelnden Fortschritts in dem Konflikt hinterfragen US-Medien diesen Termin inzwischen immer kritischer. Das Verteidigungsministerium sucht außerdem nach einem Whistleblower, der tausende Dokumente über den Einsatz ins Internet gestellt hatte.
Sessel-Blick hilft nicht
Ohne Verhandlungen mit den Taliban wird in Afghanistan nach Ansicht des Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), weder Frieden noch Stabilität zu erreichen sein. "Frieden machen Sie ja nicht mit ihren Freunden. Frieden machen Sie mit dem Feind", sagte Löning dem SWR. "Und am Ende des Tages wird kein Weg daran vorbeiführen, dass der eine oder andere auch in Kontakt mit den Taliban sein wird." Man müsse schon das Gespräch führen und dann die Ergebnisse bewerten.
Der vor 100 Tagen ins Amt berufene FDP-Politiker warnte zugleich davor, die Lage in Afghanistan "aus dem Sessel in Deutschland heraus" zu bewerten. Wichtig sei eine differenzierte, vorsichtige Betrachtung auch der politischen Probleme in Afghanistan. Die Mehrheit im dortigen Parlament und auch die Mehrheit in der afghanischen Regierung verfolgten nicht die Menschenrechts-Ideale des Westens. Niemand dürfe dem Land etwas aufzwingen, mahnte Löning. Die Menschen in Afghanistan müssten Menschenrechte aus eigener Einsicht umsetzen.
Quelle: ntv.de, dpa