Politik

"Das ist ein Guerillakrieg" US-General will Taktik ändern

Der Oberbefehlshaber der US-Truppen in der Golf-Region hat die Angriffe auf amerikanische Soldaten im Irak als Guerillakrieg bezeichnet und eine darauf ausgerichtete militärische Taktik gefordert.

Die Iraker führten gegen die Besatzungstruppen nach seiner Einschätzung einen "klassischen Guerillakrieg", sagte General John Abizaid bei einer Anhörung im US-Verteidigungsministerium. Zwar handele es sich der US-Militärdoktrin zufolge um einen Konflikt geringer Intensität. "Wie immer man es auch beschreibt, es ist ein Krieg", sagte Abizaid. Der Widerstand werde mehr und mehr organisiert und verbessert. "Wir müssen uns an ihre Taktiken, Techniken und Methoden anpassen".

Rumsfeld ändert seine Meinung

Dieser Tage hatte erstmals auch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld einen organisierten Widerstand gegen die US-Truppen in Irak eingeräumt. Besonders im Norden Iraks würden die Anschläge koordiniert, für den Rest des Landes sei dies noch nicht geklärt, sagte Rumsfeld im Fernsehsender NBC. Für die kommenden Wochen sei mit einer Zunahme der Anschläge zu rechnen, da die verbotene Baath-Partei mehrere Jahrestage feiere.

Noch Ende Juni hatte Rumsfeld gesagt, die Angriffe in Irak seien alles andere als ein Ausdruck eines Guerillakrieges oder organisierten Widerstands.

"Jahrelange Stationierung" ...

Beinahe täglich werden US-Soldaten bei Angriffen im Irak getötet. Seit dem Einmarsch in den Irak im März wurden 147 US-Soldaten getötet - genauso viele wie im Golfkrieg 1991. Abizaid sagte, die US-Truppen sollten auf eine "jahrelange Stationierung " vorbereitet sein.

Rumsfeld erklärte, wie lange die Besatzung dauern werde, sei noch nicht abzuschätzen.

... und nicht absehbare Kosten

Der Verteidigungsminister wies Vorwürfe der Demokratischen Partei zurück, die Regierung habe die Kosten für den Krieg und die Besatzung zu niedrig angegeben. "Wir haben gesagt, wir wissen nicht, was es kosten wird", sagte er im Sender ABC. Die Einschätzung von Kosten in Höhe von vier Milliarden Dollar pro Monat, die er in der vergangenen Woche dem Kongress vorgelegt habe, beruhten auf den derzeitigen Ausgaben. Diese Zahlen sagten jedoch nichts über die zukünftigen Kosten aus.

Nach Angaben des Rechnungsprüfers des Pentagons, Dov Zakheim, hat der Irak-Krieg die USA bislang rund 48 Mrd. Dollar gekostet. Diese Summe werde bis Ende September voraussichtlich um weitere zehn Milliarden Dollar steigen.

Ausweitung der Truppenstärke möglich

Derzeit sind rund 150.000 Soldaten in Irak stationiert. Rumsfeld sagte, diese würden in der nahen Zukunft dort bleiben. Ihre Zahl könne erhöht werden, wenn dies notwendig sei.

Abizaid sagte jetzt, "wenn die Situation schlimmer wird, werde ich nicht zögern, nach mehr Truppen zu verlangen". Bis auf weiteres werde an der Truppenstärke von 140.000 Amerikanern und 13.000 Mann anderer Koalitionskräfte festgehalten, sagte Abizaid. Die jetzt im Irak stationierten Soldaten müssten allerdings länger bleiben als zunächst geplant.

Der General kritisierte Soldaten, die ihrer Frustration über die verlängerten Einsätze zunehmend in US-Medien Luft machen. Despektierliche Äußerungen über Präsident George W. Bush oder Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verstießen gegen die Soldatenehre.

Täglich zwölf Angriffe

Die US-Streitkräfte im Irak verzeichnen nach eigenen Angaben inzwischen durchschnittlich zwölf Angriffe täglich auf ihre Soldaten. Am Mittwoch waren bei einer neuen Anschlagsserie ein proamerikanischer Bürgermeister, ein achtjähriges Mädchen und ein US-Soldat getötet worden.

Der Bürgermeister von Haditah, westlich von Bagdad, wurde in seinem Wagen erschossen. Das Mädchen kam ums Leben, als ein Angreifer in Bagdad eine Granate auf ein Auto schleuderte. Der US-Soldat starb bei einem Granatenangriff auf einen Versorgungskonvoi im Bagdader Vorort Abu Ghraib.

Eine Boden-Luft-Rakete, die am Abend auf ein US-Transportflugzeug beim Landeanflug auf den internationalen Flughafen von Bagdad abgefeuert wurde, verfehlte ihr Ziel.

Quelle: ntv.de

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