Politik

Bomber gegen Atombomben? US-Kampf gegen Irak

US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair haben im Rahmen ihrer Beratungen in Camp David auf ein schnelles und entschlossenes Vorgehen gegen den Irak gedrängt. Die Frage der Massenvernichtungswaffen im Irak bedeute eine Herausforderung für die ganze internationale Gemeinschaft, unterstrich Blair. Bush betonte erneut, ein Machtwechsel in Bagdad bleibe Ziel der USA.

Eine Politik des Nichtstuns sei nicht verantwortungsbewusst. Der irakische Präsident habe die Vereinten Nationen missachtet und alle Versprechen zur Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen gebrochen, so Bush. Bereits vor dem Gespräch hatten beide Politiker versichert, es gebe genügend Beweise, die ein Vorgehen gegen die irakische Regierung rechtfertigten.

Irakische Atomwaffen?

Bush und Blair verwiesen dabei auf Informationen der Internationalen Atom-Energie-Behörde. Demzufolge lässt sich aus neuen Aktivitäten in verschiedenen irakischen Orten auf Bemühungen zum Bau von Atomwaffen schließen.
Ein Sprecher der Atom-Energie-Behörde wies diese Darstellung im Sender CNN allerdings zurück. Solange es keine neuen Inspektionen gebe, seien Einschätzungen über die Aktivitäten der Iraker nicht möglich.

Dementi aus Bagdad

Der irakische Vizepräsident Taha Jassin Ramadan hat unterdessen die jüngsten Berichte über Bauarbeiten an atomaren Einrichtungen im Irak als haltlos zurückgewiesen. Gegenüber der "New York Times" hatten US-Geheimdienstler zuvor von abgefangenen Materiallieferungen für den Bau von Atombomben berichtet.

In einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage der "New York Times" und der Fernsehgesellschaft CBS unterstützten 68 Prozent der Amerikaner einen Sturz Husseins. 56 Prozent setzten aber eine internationale Unterstützung voraus, und nur 27 Prozent glaubten, dass Bush seinen Kurs bisher überzeugend begründet hat.

Auch in einigen westlichen Ländern, so in Deutschland und Frankreich, gibt es bislang wenig Unterstützung für eine Militäraktion gegen Irak. Bush will sich deshalb am 12. September, einen Tag nach dem ersten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September, in einer Rede an die Vollversammlung der Vereinten Nationen wenden.

Wie aus US-Regierungskreisen verlautete, will Bush in seiner Rede die internationale Gemeinschaft zu schnellem Handeln drängen und dabei auch deutlich machen, dass sich die USA ansonsten verpflichtet fühlten, alleine gegen Saddam Hussein vorzugehen. In einem Redeentwurf werde Irak als "tickende Zeitbombe" beschrieben, hieß es.

Unterschiedliche Ansichten in US-Regierung

Trotz der Angriffs-Pläne des US-Präsidenten gibt es in der US-Regierung nach wie vor unterschiedliche Ansichten über ein angemessenes Vorgehen. Der amerikanische Außenminister Colin Powell räumte in einem BBC-Interview ein, unter den Regierungsmitgliedern werde umfassend und offen debattiert.

Noch sei jedoch keine Entscheidung über einen Militärschlag gefallen. Fest stehe, dass der irakische Staatschef Saddam Hussein die Entwicklung von Nuklearwaffen anstrebe. Allerdings sei nicht abzuschätzen, ob er in einem oder erst in neun Jahren dazu in der Lage sein werde, fügte Powell hinzu.

Die Sicherheitsberaterin im Weißen Haus, Condoleeza Rice, warnte in der Londoner "Sunday Times " Europa, die Bedrohung durch Terroristen und Massenvernichtungswaffen zu unterschätzen. Das nächste Ziel müsse nicht New York oder Washington sein, "das könnte London oder Berlin sein", so Rice in dem Interview. Der britische Premierminister Tony Blair habe das schon verstanden.

Quelle: ntv.de

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