"Zuckerbrot und Peitsche" US-Programm gegen Mohnfelder
10.08.2007, 07:52 UhrIm Kampf gegen den zunehmenden Mohnanbau in Afghanistan hat die US-Regierung ein neues Programm vorgestellt. Zwischen 50 Millionen und 60 Millionen Dollar Entwicklungshilfe sollen in den nächsten Jahren an örtliche Behördenvertreter fließen, die sich in ihrer Region erfolgreich für eine Verringerung des Mohnanbaus einsetzen. Wer weiter Mohn anbaut, soll dabei auch härtere Strafen und finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.
US-Regierungsbeamte beschrieben die Initiative als "erweiterten Zuckerbrot-und-Peitsche-Ansatz", der bestehende Drogenbekämpfungsprogramme ergänzen soll. In Regionen wie der Provinz Helmand, in der finanzielle Anreize den Anbau bisher nicht verringern konnten, soll der neuen US-Strategie zufolge auch verstärkt auf die Zerstörung der Mohnfelder gegen den Willen der Bauern gesetzt werden. Solche Zwangsmaßnahmen sind aber umstritten, da sie verarmte Bauern nach Ansicht von Kritikern geradezu in die Arme der Taliban treiben.
Afghanistan produziert mittlerweile nach UN-Angaben fast 95 Prozent des weltweiten Opiums, dem Grundstoff der Droge Heroin. Die US-Regierung subventioniert den Stopp des Mohnanbaus in Afghanistan bereits durch direkte Hilfen an Landwirte. Rund 420 Millionen Dollar werden dafür ausgegeben. Nach Schätzungen des US-Außenministeriums hätte die diesjährige Opiumernte, wenn sie gänzlich zu Heroin gemacht würde, einen Straßenwert von rund 38 Milliarden Dollar. Laut vorläufigen Zahlen der UN stammen inzwischen 95 Prozent der weltweiten Opiumernte aus Afghanistan, im Vergleich zu 2006 stieg die Mohnproduktion nochmals um 15 Prozent an.
Die Regierung in Großbritannien zeigte sich indes sehr skeptisch: Es werde etwa eine Generation lang dauern, bis in Afghanistan kein Mohn mehr produziert werde. Der Staatssekretär im Außenministerium und frühere Vize-Generalsekretär der Vereinten Nationen, Mark Malloch Brown, nannte die Fortschritte "extrem enttäuschend". "Den Anbau im Süden des Landes zu reduzieren ist eine beträchtliche Herausforderung für die afghanische Regierung und die internationale Gemeinschaft", erklärte Malloch Brown.
Die Schwierigkeit bestehe darin, dass die Taliban und die Drogenhändler eng zusammenarbeiteten. "Sie haben ein gemeinsames Interesse daran, sich der afghanischen Regierung und den internationalen Truppen entgegenzustellen." Alle bisherigen Versuche, den Opiumanbau einzuschränken, sind gescheitert.
Quelle: ntv.de