Zur Ausreise aufgefordert US-Topspion verlässt Deutschland
17.07.2014, 20:01 Uhr
(Foto: dpa)
Es ist ein ungeplanter Abschied: Nach der Aufforderung der Bundesregierung verlässt der Repräsentant der US-Geheimdienste Deutschland. Er sei von Frankfurt aus abgeflogen, heißt es. Einer seiner Vorgänger ermutigt derweil Berlin, sich entschlossen zu zeigen.
Der oberste US-Geheimdienstler in Deutschland ist der Aufforderung der Bundesregierung zur Ausreise gefolgt. Er verließ vom Flughafen Frankfurt aus das Land. Entsprechende Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.
Der Top-Spion war vor einer Woche von der Bundesregierung zur Ausreise aufgefordert worden. Zuvor hatte der Generalbundesanwalt Ermittlungen gegen zwei mutmaßliche Spione der USA beim Bundesnachrichtendienst (BND) und im Verteidigungsministerium eingeleitet. Die Bundesregierung begründete die Aufforderung zur Ausreise aber auch mit den Spähaktionen des US-Geheimdienstes NSA, die vor einem Jahr bekannt geworden waren.
"Aufhören, so zögerlich aufzutreten"
Ob der CIA-Vertreter in der deutschen Botschaft in Berlin die beiden mutmaßlichen Spione tatsächlich geführt hat, ist unklar. Wäre er der Aufforderung zur Ausreise nicht nachgekommen, wäre er von der Regierung zur unerwünschten Person ("persona non grata") erklärt worden. Dann hätte er innerhalb einer Frist - normalerweise 72 Stunden - zwingend das Land verlassen müssen.
Ein ehemaliger hoher CIA-Mitarbeiter in Deutschland empfahl der Bundesregierung derweil in der Spionage-Affäre eine entschlossenere Haltung. "Deutschland sollte endlich aufhören, so zögerlich aufzutreten und der Regierung in Washington klarmachen, dass es so nicht weitergeht", sagte Joseph Wippl der "Süddeutschen Zeitung". "Das versteht man im Weißen Haus. Deutschland hat die Macht dazu." Wippl arbeitete bis 2003 als Stationschef des US-Geheimdienstes CIA in Berlin.
Für die Entscheidung der Bundesregierung, einen seiner Nachfolger des Landes zu verweisen, äußerte er Verständnis. Es sei ein Fehler des amerikanischen Geheimdienstes gewesen, "in einem befreundeten Land bezahlte Quellen anzuwerben, regelrechte Agenten, von denen ich geheime Dokumente bekomme", sagte Wippl.
Quelle: ntv.de, mli/dpa