US-Wahl

Nicht schwanger nach Vergewaltigung? Konservativer sorgt für Aufruhr

Ein konservativer Kongress-Abgeordneter sagt, dass Frauen nach einer "legitimen Vergewaltigung" nicht schwanger würden - der weibliche Körper habe "Mittel und Wege, das ganze Ding abzuschalten". Selbst Mitt Romney sieht sich genötigt, auf Distanz zu seinem Parteifreund zu gehen. Dessen Konkurrentin dürfte sich die Hände reiben.

Im Präsidentschaftswahlkampf in den USA macht - wieder einmal - das Thema Abtreibung Schlagzeilen. Aktueller Anlass sind Äußerungen des republikanischen Abgeordneten Todd Akin aus Missouri, der mit Unterstützung der rechten "Tea Party" bei der Wahl im November um einen Sitz im Senat kandidiert.

Todd Akin will im November einen Sitz im Senat gewinnen.

Todd Akin will im November einen Sitz im Senat gewinnen.

Akin wurde in einem Interview mit einem Lokalsender gefragt, ob er es in Ordnung finde, dass Abtreibungen nach einer Vergewaltigung erlaubt seien. In seiner Antwort holte er ein wenig weiter aus: "Zunächst mal, nach allem, was ich von Ärzten höre, ist das wirklich selten. Wenn es eine legitime Vergewaltigung ist, hat der weibliche Körper Mittel und Wege, das ganze Ding abzuschalten. Aber lassen Sie uns annehmen, dass das vielleicht nicht funktioniert hat oder so. Ich glaube, dass es eine Strafe geben sollte, aber diese Strafe sollte den Vergewaltiger treffen und kein Angriff auf das Kind sein."

Bereits kurz nach dem Interview gab es heftige Reaktion auf Twitter unter dem Hashtag #legitimaterape. Dieser Ausdruck stand allerdings nicht im Zentrum der Debatte - Akin wollte ganz offensichtlich nicht suggerieren, dass es "legitime" Vergewaltigungen gebe, sondern er wollte vermutlich über "justiziable" Vergewaltigungen sprechen.

Die Aufregung konzentrierte sich daher auf den Kern seiner Aussage: Frauen können nach Vergewaltigungen nicht schwanger werden, daher sollten Abtreibungen nach Vergewaltigungen nicht erlaubt sein. Bereits im März hatte ein Republikaner im Bundesstaat Idaho gesagt, Vergewaltigungen seien häufig nur ein vorgeschobener Grund für Abtreibungen.

Wiedergänger in Wahlkämpfen in den USA

In den USA werden jährlich Zehntausende Frauen vergewaltigt. Laut FBI waren es 2010 knapp 85.000 Fälle, wobei Kritiker bemängeln, die US-Bundespolizei fasse den Begriff Vergewaltigung zu eng. Eine Studie aus dem Jahr 1996 ergab, dass Vergewaltigungen in den USA zu mehr als 32.000 Schwangerschaften führen.

Akins Vorstoß reiht sich ein in eine Kette von Versuchen, Abtreibungen in den USA grundsätzlich illegal zu machen. Erst vor zwei Wochen hatte Akin vorgeschlagen, die "Pille danach" zu verbieten.

Das Thema Abtreibung ist ein Wiedergänger in praktisch allen US-Wahlkämpfen. Dies spiegelt die extreme Spaltung der Politik in den USA wider, die schon seit Jahren kaum noch in der Lage ist, Kompromisse zu finden. Zugleich dienen ideologische Konflikte wie der Streit um Abtreibungen dazu, die Grenzen zum politischen Gegner immer wieder neu zu ziehen.

Demokratische Senatorin zeigt sich "entsetzt"

Entsprechend dankbar nahm Akins Konkurrentin, die demokratische Senatorin Claire McCaskill, die Vorlage an. "Als Frau und frühere Staatsanwältin, die mit Hunderten von Vergewaltigungsfällen zu tun hatte, bin ich entsetzt über die Bemerkungen des Abgeordneten Akin", twitterte sie.

Auch Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und sein Vizekandidat Paul Ryan sahen sich genötigt, sich von Akins Sätzen zu distanzieren. "Eine Romney-Ryan-Regierung würde sich nicht gegen Abtreibungen nach Vergewaltigungen stellen", teilte ein Sprecher mit.

Selbst Akin verstand schließlich, dass er Unsinn erzählt hatte. In einer Erklärung schrieb er, dass er sich in dem Interview missverständlich ausgedrückt hatte und dass seine Aussagen sein tiefes Mitgefühl für vergewaltigte und missbrauchte Frauen nicht widergäben. Zugleich wiederholte Akin seine Position in der Abtreibungsfrage: Er glaube nicht, dass es richtig sei, einem weiteren unschuldigen Opfer Schaden zuzufügen. Seiner Konkurrentin warf er vor, mit ihren Attacken nur von Themen der hohen Arbeitslosigkeit und dem hohen Defizit ablenken zu wollen.

Quelle: ntv.de, hvo

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