US-Wahl

Ärger um "legitime Vergewaltigung" Republikaner wollen Akin loswerden

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.

(Foto: AP)

Zweifelhafte Aussagen über "legitime Vergewaltigungen", die angeblich nur selten zu Schwangerschaften führen, haben nicht nur den republikanischen Senatsanwärter Akin desavouiert. Sie werden auch zum Problem für Romneys Kampf ums Weiße Haus. Mit aller Macht versucht die GOP Akin zur Aufgabe zu bewegen. Doch der will nicht weichen.

Todd Akin ist bei den Republikanern in Ungnade gefallen.

Todd Akin ist bei den Republikanern in Ungnade gefallen.

(Foto: AP)

Der republikanische Kongressabgeordnete Todd Akin wehrt sich beharrlich gegen Versuche, ihn von einer Fortsetzung seines Wahlkampfs um einen Senatorensitz in Missouri abzubringen. Von allen Seiten, auch aus den eigenen Reihen, mehren sich Stimmen, die ihn zur Aufgabe drängen. Nun soll Akin auch der Geldhahn zugedreht werden.

Akin war in die Schlagzeilen geraten, weil er in einer TV-Sendung zweifelhafte Ansichten über Vergewaltigungen und Abtreibung vertrat. Gefragt, wie er zu Abtreibung nach einer Vergewaltigung stehe, sagte er wörtlich: "Zunächst mal, nach allem, was ich von Ärzten höre, ist das wirklich selten. Wenn es eine legitime Vergewaltigung ist, hat der weibliche Körper Mittel und Wege, das ganze Ding abzuschalten. Aber lassen Sie uns annehmen, dass das vielleicht nicht funktioniert hat oder so. Ich glaube, dass es eine Strafe geben sollte, aber diese Strafe sollte den Vergewaltiger treffen und kein Angriff auf das Kind sein."

Nach einigen verständnislosen und wütenden Reaktionen von politischen Gegnern wie Freunden von der Grand Old Party - kurz GOP - ruderte Akin schließlich inhaltlich zurück. In einer Radiosendung sagte er: "Ich habe ein paar ernste Fehler begangen, für die ich mich entschuldigen möchte. Legitime Vergewaltigung gibt es nicht." Er selbst kenne Frauen, die vergewaltigt worden seien. Daher wisse er, dass das eine schlimme Sache sei. Er fügte hinzu: "Ich weiß auch, dass Menschen durch Vergewaltigungen schwanger werden. Ich wollte nicht unterstellen das sei nicht so."

Republikanische Senatoren wollen Akin loswerden

Führenden Republikanern reicht es dennoch, die Partei zieht die Reißleine. Denn die Affäre belastet auch den Präsidentschaftswahlkampf erheblich. So gaben Parteiführung wie größere Super-PACs bekannt, ihm die Unterstützung zu entziehen. Damit wird Akins Kampagne finanziell trocken gelegt, plötzlich fehlen erhebliche Summen für seinen Kampf um Wähler. Von über fünf Millionen Dollar ist die Rede.

Doch Akin gibt sich unbeeindruckt: "Ich gebe nicht so schnell auf. Mit Gottes Gnaden werden wir diesen Wahlkampf gewinnen", sagte er im Radio. Er fügte hinzu, schon vor der Affäre habe man gewusst, dass er nicht perfekt sei. Er verneinte zudem, dass man ihm zu einem Rücktritt gedrängt habe.

Hätte er genauer aufgepasst, wären ihm vermutlich aber die Worte des texanischen Senators John Cornyn nicht entgangen: "Ich verstehe, dass dies eine schwierige Zeit für ihn ist. Doch innerhalb der kommenden 24 Stunden sollte Akin vorsichtig überlegen, was das Beste für ihn, seine Familie und die Republikaner, für die Werte, die er vertritt und für die er in seiner Karriere gekämpft hat, ist." Dass am Ende eines solchen Besinnungsprozesses nicht der Rücktritt stehen sollte, wird vermutlich auch Akin nicht annehmen. In dasselbe Horn blasen weitere republikanische Senatoren. Sie alle wenden sich gegen Akin und fordern mehr oder weniger unverblümt seine Aufgabe.

Akin verschafft Obama einen Punkt

Noch gewichtiger ist aber, dass sich auch Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney von Akin distanzierte. Eine Regierung unter seiner Führung würde Abtreibungen bei Vergewaltigungen nicht ablehnen, zitierte die "Washington Post" aus einer Mitteilung des Wahlkampflagers. Schärfer äußerte sich Romney gegenüber "National Review Online". Die Anmerkungen Akins seien "beleidigend, unentschuldbar und schlichtweg falsch", sagte der Spitzenkandidat. "Wie Millionen anderer Amerikaner finden wir sie anstößig." In einem anderen Interview verzichtete er auf eine Rücktrittsforderungen und äußerte die Ansicht, die Republikaner in Missouri sollten sich um diese Frage kümmern.

Die Vehemenz, mit der die Republikaner im Senatswahlkampf von Missouri zu retten versuchen, was zu retten ist, wirft auch ein Licht auf die Wichtigkeit, die die GOP dem Sitz im Mittleren Westen zuschreibt. Den hält nämlich derzeit Claire McCaskill von den Demokraten. Und die Republikaner hatten bislang angenommen, das Mandat zurückzugewinnen könnte vergleichsweise einfach sein. Zumindest hatten die Parteistrategen es fest eingeplant, um die Mehrheit in der Kammer zu erobern.

US-Präsident Barack Obama kommt die Affäre damit in vielerlei Hinsicht gelegen. Er nennt die Aussagen Akins widerwärtig und stellt klar: "Vergewaltigung ist Vergewaltigung." Selten hat sich sein politischer Gegner derart selbst disqualifiziert wie Akin die Republikaner. Das gilt vor allem auch für die für die Präsidentschaftswahl so entscheidende Schlacht um weibliche Stimmen. Mit Akins Aussagen dürfte es Romney schwerer fallen als zuvor schon, Frauen für sich zu gewinnen. Da legt Obama den Finger genüsslich in die Wunde: Akins Anmerkungen unterstrichen einmal mehr, "warum wir keinen Haufen von Politikern haben sollten, in der Mehrheit Männer, die über die Gesundheitsfürsorge für Frauen entscheiden".

Quelle: ntv.de, mit dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen