US-Wahl

Briten empört über Olympiakritik Romney, der "Party Pooper"

Manch ein Mikrofon hätte Romney bei seinem Besuch in Großbritannien besser meiden sollen.

Manch ein Mikrofon hätte Romney bei seinem Besuch in Großbritannien besser meiden sollen.

(Foto: REUTERS)

US-Präsidentschaftskandidat Romney macht bei seinem London-Besuch fast alles falsch, was er falsch machen kann. Statt einen Grundstein für respektvolle diplomatische Beziehungen zu legen, erntet er Spott und Häme von Politik und Presse.

Eigentlich wollte Mitt Romney sein außenpolitisches Profil schärfen. Stattdessen offenbarte der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner bei seinem Besuch in London kurz vor dem Auftakt der Olympischen Spiele, dass er auf dem diplomatischen Parkett noch eine Menge Nachhilfeunterricht nötig hat. Romney strauchelte von Fauxpas zu Fauxpas und zog den Spott der britischen Politik, Presse und Bevölkerung auf sich.

"Oh, Mitt", titelte der "Guardian" und lieferte eine Liste mit seinen schlimmsten Fehltritten. Bei seinem ersten war er kaum auf britischem Boden. Am Mittwoch gab er dem US-Sender NBC ein Interview. Auf lockere Aufwärmfragen zum Pferd seiner Frau, das an den Spielen teilnehmen wird, erwiderte Romney: "Ich weiß nicht mal, an welchem Tag das Rennen ist. Ich guck es mir nicht an." Und danach wurden Romneys Antworten nicht besser.

Londons Bürgermeister Johnson: "Ich habe gehört, es gibt da so einen Kerl namens Mitt Romney."

Londons Bürgermeister Johnson: "Ich habe gehört, es gibt da so einen Kerl namens Mitt Romney."

(Foto: AP)

Ob Großbritannien bereit sei, die Olympischen Spiele zu veranstalten, fragte der Moderator. Romney hätte sagen können: "Die Stimmung in der Stadt ist toll, ich freue mich auf eine großartige Veranstaltung." Stattdessen antwortete er: "Es gibt da einige Dinge, die mich beunruhigen." Er erinnerte an die Sicherheitsfirma, die nicht genug Personal bereitstellen konnte, und an die drohenden Streiks der Grenzbeamten, die sich nur in letzter Sekunde verhindern ließen.

Der "Guardian" gab Romney dafür eine 8 von 10 auf seiner "Aufreger-Skala". Bei der "Times" heißt er seither nur noch "Party Pooper" - Spielverderber. Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson sagte kurz vor dem Auftakt der Spiele auf einer Großveranstaltung im Hyde Park: "Es gibt Menschen, die von überall auf der Welt hierher kommen, und nicht wissen, wie gut sich London in den vergangenen sieben Jahren vorbereitet hat. Ich habe gehört, es gibt da so einen Kerl namens Mitt Romney." Tausende Briten stimmten mit Chorgesängen in Johnsons Attacke gegen Romney ein.

Doch das war nur Romneys Einstieg. Der US-Präsidentschaftskandidat beließ es bei dem Interview nicht bei diesem ungeschickten Angriff auf die britische Politik. Er knüpfte sich auch gleich noch die britische Bevölkerung vor. Er verwies darauf, wie wichtig für die Olympischen Spiele neben den Athleten doch die Bürger seien. Und fügte hinzu: Ob die hier in Großbritannien wirklich zusammenkommen und den Olympischen Moment feiern, werde man erst sehen, wenn die Spiele begonnen haben. Keine gute Vorlage für ein Treffen mit dem Premierminister dieser Bürger, David Cameron, am Tag darauf.

Romney trifft "Mr. Leader"

Cameron reagierte mit britischem Witz: "Wir veranstalten Olympische Spiele in einer der aktivsten und dynamischsten Städte der Welt. Natürlich ist es einfacher, Olympische Spiele irgendwo im Nirgendwo zu organisieren." Romney zeichnete 2002 für die Winterspiele in Salt Lake City verantwortlich. Die Stadt ist die größte im Bundesstaat Utah - mit rund 180.000 Einwohnern.

Romneys Probleme mit dem britischen Englisch fielen nach diesem verbalen Schlagabtausch kaum noch ins Gewicht. Bei seinem Besuch in der Downing Street Nummer 10, dem Sitz des Premiers, sagte er: "Looking out through Number 10's backside". Was in amerikanischem Englisch so viel heißt wie, "Einen Blick aus der Hintertür der Downing-Street Nummer 10 werfend …", hat im britischen Englisch eine etwas andere Bedeutung. Die "Backside" ist dort in der Regel das Hinterteil. "10 Downing Street" steht in der politischen Berichterstattung meist für einen Sprecher des Premierministers. Das war am Donnerstag. Romney hatte noch viel Zeit bis zur Eröffnungszeremonie.

Beim Treffen mit dem Chef der Labour Partei, Ed Milliband, fiel Romney ausgerechnet der Name seines Gesprächspartners nicht ein. Er nannte Milliband fortwährend "Mr. Leader"; "leader" heißen im Englischen auch Parteichefs. Dann plauderte er aus, wie schön er das Treffen mit dem Chef des britischen Geheimdienstes MI6 fand. Heikel nur, dass das Treffen, wie es bei Geheimdiensten irgendwie zu erwarten war, tatsächlich geheim war.

Quelle: ntv.de, ieh

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