US-Wahl

Häme gegen Obama und Chevy "Volt" Gingrich zieht den Stecker

Der "Homer", ein Auto nach Gingrichs Geschmack? Auf jeden Fall kein Chevy Volt.

Der "Homer", ein Auto nach Gingrichs Geschmack? Auf jeden Fall kein Chevy Volt.

USA, das Land der Benzinschleudern: Wenn es nach Newt Gingrich geht, soll das auch so bleiben - so lange das nötige Erdöl auch aus den USA kommt. Mit fortschrittlicher Energiepolitik hat das nichts zu tun, wohl aber mit Wahlkampfverzweiflung.

Fossil befeuerte Männlichkeit auf vier Rädern, gebaut aus US-amerikanischem Selbstbewusstsein, entworfen mit einer Prise Science-Fiction: So muss das Traumauto von Präsidentschaftskandidat Newt Gingrich aussehen. Als Vorbild mag der "Homer" (Bild oben) dienen, eine kurzlebige Auto-Kreation aus dem Hause Simpson. Nur eines darf das Vehikel nicht sein: umweltfreundlich.

So wie der Chevrolet Volt zu Beispiel. Amerikas erster Hybrid-Flitzer ist das grüne Vorzeigeprodukt der von Obama wiederbelebten US-Autoindustrie. Der Präsident fuhr den Mittelklassewagen bereits demonstrativ Probe, und seine Regierung subventioniert den Kauf eines Volt bisher mit einem Steuernachlass von rund 5500 Euro. Bis 2015 sollen so rund 1 Million umweltverträglichere Autos auf die Straßen der USA gebracht und ganz nebenbei die Vormachtstellung der ausländischen Elektroauto-Hersteller auf dem US-Markt angegriffen werden.

Benzin-Träume statt Fortschritt

Gingrich will stattdessen nach Öl bohren. Und zwar überall, in den Naturschutzgebieten Alaskas ebenso wie vor der Golfküste Louisianas, wo am Montag der Prozess gegen BP wegen der Ölkatastrophe von 2010 beginnt. So soll nach seiner Ansicht die Abhängigkeit von ausländischem Öl verringert werden. Dabei riecht Gingrichs Energiepolitik auch weiter nach fossilem Kraftstoff: Er verspricht, als Präsident den Benzinpreis auf rund 50 Euro-Cent pro Liter zu senken.

Elektroautos hält er dagegen für ein Zeichen von Schwäche. "Man kann keinen Gewehrträger in einen Volt bauen", ätzte Gingrich kürzlich vor ultra-konservativen Tea-Party-Anhängern, was von einem Volt-Fahrer umgehend als Unsinn entlarvt wurde.

Doch weil das Ego des ehemaligen Spitzenpolitikers unempfänglich ist für Gegenargumente, erklärte er kurz darauf, Obama wolle "uns alle in kleinere Autos zwängen". Aber nicht mit ihm, so Gingrich, der "Algen-Präsident" solle mit seinen grünen Energie-Ideen "nach Europa umziehen".

Häme gegen "Made in America"

Fortschrittsfeindliche Worte von einem Mann, der schon mal den Bau einer Mondbasis zum Ziel seiner zweiten Amtszeit im Weißen Haus verspricht.

Es ist der letzte Strohhalm, an den sich der selbst ernannte "Mann großer Ideen" gerade klammert: eine Mischung aus Sarah Palins "Drill, baby, drill"-Rufen von 2008, vermischt mit rhetorischer Kraftmeierei und populistischen Spitzen gegen grüne Technologien. Dass er sich mit dem "Volt" ausgerechnet ein in den USA gefertigtes Produkt als Angriffsziel gewählt hat, beweist die Doppelzüngigkeit seiner Botschaft. Denn auf der anderen Seite will Gingrich - wie jeder Kandidat - die US-Industrie stärken und Jobs schaffen.

Dabei sinkt sein Stern am Wahlkampfhimmel fast so schnell wie einst die Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Vor dem vielleicht entscheidenden Wahltag am 6. März, dem "Super Tuesday", liegt er in den meisten Umfragen deutlich zurück. Sogar um seinen Heimatstaat Georgia muss er kämpfen. Keinen anderen republikanischen Kandidaten können die US-Amerikaner zurzeit weniger leiden als ihn, und im direkten Vergleich mit Obama steht er sogar schlechter dar als der kauzige Außenseiter Ron Paul.

Mit realitätsfernen Kommentaren ist Gingrich zurzeit allerdings auch in bester Gesellschaft: Gerade bezeichnete Rick Santorum Präsident Obama als "Snob", weil dieser mehr US-Amerikanern ein Universitätsstudium ermöglichen will. "Nicht jeder hat die gleichen Fähigkeiten", so Santorums Begründung.

Da hat er nicht Unrecht - wie die republikanischen Präsidentschaftskandidaten gerade eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Quelle: ntv.de

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