US-Wahl

Vorwahlen in Illinois Kampf um Lincolns Land

Das Grab von Abraham Lincoln in Springfield, Illinois.

Das Grab von Abraham Lincoln in Springfield, Illinois.

(Foto: REUTERS)

Unter den wachsamen Augen des großen Bürgerkriegspräsidenten will Romney einen weiteren Vorwahlsieg einfahren. In Illinois scheint ihm der Erfolg bereits sicher zu sein, auch weil Santorum grobe Fehler macht. Doch eine Vorentscheidung für die Nominierung wird das Ergebnis nicht liefern.

Es wird wieder nicht reichen für Mitt Romney, das steht jetzt schon fest. Die Vorwahlen in Illinois am Dienstag wird der Republikaner wohl gewinnen. Mehr als ein Etappenerfolg aber wird in der Heimat von Ex-Präsident Abraham Lincoln und Amtsinhaber Barack Obama nicht herausspringen: Der Kampf um Delegierte gegen Rick Santorum geht weiter, mindestens bis in den April hinein. In jedem Fall aber wird das Ergebnis erneut die Spaltung der republikanischen Partei widerspiegeln.

Aktuelle Umfragen sagen Romney einen Sieg mit bis zu 15 Prozent Vorsprung voraus. Der Favorit konzentriert sich bei Wahlkampfauftritten deswegen schon mal auf Amtsinhaber Barack Obama, der einst seine politische Karriere im Parlament von Illinois begann. "Er hat uns tiefer in die Schulden getrieben", sagt Romney in Chicago. "Er hat den Aufschwung verlangsamt und unserer Wirtschaft geschadet." Deswegen gehe es bei der diesjährigen Wahl nicht um Persönlichkeit, sondern um Amerikas Glaube an "wirtschaftliche Freiheit", so Romney.

Romneys Spott und teure Spots

Den parteiinternen Konkurrenten Santorum erwähnt Romney nur im Vorbeigehen. Es sei nicht genug, im November "ein wirtschaftspolitisches Leichtgewicht mit einem anderen Leichtgewicht zu ersetzen".

Eine rhetorische Watsche, die Santorum umgehend zu kontern versucht. Freiheit sei ausgerechnet das Thema, mit dem sich Romney nicht schmücken könne, sagt der konservative Ex-Senator am Wochenende in Dixon, Illinois. Romney habe "die Freiheit schlicht ignoriert als er Gouverneur von Massachusetts war", ruft Santorum seinen Anhängern zu, hinter sich eine Statue des republikanischen Idols Ronald Reagan, der hier geboren wurde. Gemeint ist Romneys Gesundheitsreform in Massachusetts, die Obama später als Vorbild nutzte, und die für Romney nun zum ideologischen Problem mit der republikanischen Rechten wird. Die nämlich lehnt die als "Obamacare" verunglimpfte Reform grundsätzlich ab – und beruft sich dabei auch auf Reagan.

Und so muss Romney wieder einmal viel Geld in die Hand nehmen, um sein Image bei republikanischen Wählern aufzubessern. Wie schon bei den Vorwahlen zuvor fühlt sich die Romney-Kampagne auch in Illinois genötigt, Millionen für einen Erfolg auszugeben. Rund 3,7 Millionen US-Dollar sind bereits in Werbung geflossen, berichtet die Nachrichtenseite "Politico". Ein Großteil davon kam von Romneys Super-Pac "Restore our Future". Das Santorum-Lager hat im Gegenzug nur etwas mehr als eine halbe Million Dollar in die Hand genommen.

Santorum leistet sich Anfängerfehler

Santorum aber gibt sich trotz schlechter Prognosen weiter kämpferisch. "Wenn wir es schaffen, in Illinois für eine große Überraschung zu sorgen", sagt er vor Unterstützern, "dann garantiere ich euch, dass wir die Nominierung gewinnen".

Ein gewagtes Versprechen, zumal sich Santorum in Illinois als Chancentod in eigener Sache beweist. Denn selbst wenn er den Bundesstaat gewinnen sollte, die meisten Delegierten würden an Romney gehen. Das komplizierte Regelwerk der Vorwahlen sieht vor, dass sich die Kampagnen in sämtlichen Wahlbezirken erst qualifizieren müssen, um später Delegierte stellen zu können. Die dafür nötigen Unterlagen einzureichen gehört zum politischen Handwerkszeug - das die Santorum-Kampagne allerdings nicht zu beherrschen scheint. Wie die Zeitung "Chicago Tribune" berichtet, fehlten am Stichtag die Dokumente in vier Wahlbezirken, so dass Santorum dort keine Delegierten gewinnen kann, unabhängig vom Ergebnis.

Für Santorum doppelt schmerzhaft, denn die Wahlbezirke umfassen auch ländliche Gebiete, in denen der Konservative besonders stark ist. Vor allem hier leben evangelikale Christen und Menschen mit niedrigen Einkommen, bisher Santorums treueste Wählergruppe - und die, bei denen Romney dringend aufholen muss, wenn er im November siegen will. In Illinois machen diese Ultra-Konservativen bis zu 50 Prozent der Republikaner aus, viele von ihnen leben südlich der Großstadt Chicago. Eigentlich eine gute Voraussetzung für Santorum, den Katholiken aus Pennsylvania, der sich vor allem als Abtreibungsgegner und Gegner der Homoehe etabliert hat.

Insgesamt werden in Illinois 69 Delegierte vergeben, 54 davon am Wahltag. 12 weitere folgen bei einem weiteren Mini-Parteitag im Juni. Drei sogenannte "Superdelegierte" aus der Führungsriege der Partei sind frei in ihrer Entscheidung.

Quelle: ntv.de

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